Wenn sich alte Journalisten-Säcke die Finger über eine junge Band mit Listen von rockhistorischen Referenzen wundschreiben, ist Vorsicht geboten. Wenn drei Musiker der Referenzhölle geschickt ausweichen, ist Hinhören angesagt. All The Saints führen Noise, Psychedelia und Rock der härteren Gangart nicht im Zitieren zusammen, sondern in der Verzerrung soliden Songmaterials.
Die Liste der Bands und Musiker, die schon im Zusammenhang mit dem Trio aus Atlanta genannt wurden, ist lang: Psychedelic-Größen wie Syd Barrett, Vertreter epischen Rocks wie Black Sabbath oder Led Zeppelin, unterkühlte Briten wie My Bloody Valentine, die Grunge-Vorväter Soundgarden, Can, Spacemen 3 und und und. Mag alles irgendwie stimmen, trifft es aber trotzdem nicht. Bei All The Saints geht es nicht um rockhistorisches Wissen, sondern um die Form, mit der sie grundsolide Rocknummern durch die Verzerrer jagen und sie verbiegen, ohne sie zu dekonstruieren. Dröhnend laut, mit bombastischen Bässen, wuchtig treibenden Drums und kurzen melodiösen Gesangslinien. Da hat ein Metal-Riff genauso seine Berechtigung wie Orgel oder Piano. Da gibt es auch ruhigere, fast kontemplative Passagen. Das akustische „Leeds“ etwa würde ohne Hall auch gut auf Saddle Creek passen. Alles fügt sich ineinander, aus dem Feedback eines Tracks wächst schon der nächste heraus, steigert sich einmal in repetitive Sound-Scapes, einmal in noisige Ausbrüche, ebbt ab und öffnet das Feld für einen neuen Anlauf. Der wuchtige Sound ist in den Nickel & Dime Studios unter der Regie des Produzenten Ben H. Allen entstanden. Der ist bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Gnarls Barkley, P-Diddy und Christina Aguilera, hat aber hörbar auch ein Herz für lärmenden Rock.