Songs Eben
Peter Nachtnebel sammelte Texte über US-Songwriter, die nun mit leichter Verspätung auf den Markt kommen: Fein, aber zusammenhanglos.
"Amerikas Neue Songwriter" ist der Untertitel dieses von Peter Nachtnebel, einer der Personen hinter der Wiener Club-Institution Fluc, herausgegeben Readers. Die Herangehensweise der Texte ist dabei offen, was sowohl angenehm ist, als auch – als eines der wenigen Mankos des Buches – ein wenig eine klare Linie vermissen lässt. Bis auf eine grobe Genreverwandtschaft, eine nicht näher definierte Hingabe zum Song (über den an sich recht wenig geschrieben wird), Veröffentlichungen in den letzten 20 Jahren und den Bezug der einzelnen Musiker zur US-Musik-Vergangenheit bleibt ein bisschen offen, was diese Musiker eint und verbindet. In einem gelungenen, zwischen Fakten und Interpretation pendelndem Eingangstext umreißt Nachtnebel bewusst Lückenhaft selbst die Vorgeschichte. Dabei ist auch ihm schon wichtig, dass die Musik für viele Musiker nur ebenso wichtig ist wie bestimmte Inhalte und Positionen für die sie stehen wollen. Der Einleitung folgt der beste Text: Gunnar Klack (Infos über die Autoren hätten dem Buch gut getan) schreibt elegant, pointiert und ungemein treffsicher über Devandra Benhart. Der seziert die von ihm ausgehende Faszination, macht dessen (geschäftliche) Strategien nachvollzieh- und greifbar und scheut nicht davor zurück dessen ambivalente Seiten (das Frauenbild in den Texten …) ungeschönt beim Namen zu nennen. Das gelingt den anderen, allesamt eher braven Texten leider nicht. Formal bemerkenswert sind sonst etwa Christian Riedel über Lambchop oder Ewald Schreiber über Will Oldham, wobei letzterer gar nicht versucht die strategische, schlaue, um Funktionsweisen wissende Seite des Sängers zu beleuchten. Eher enttäuschend wieder einmal der Zugang von Martin Büsser, der in seinem Text über Bright Eyes viele Interpretationen über andere für falsch erklärt, selbst aber eigentlich nicht viel anzubieten hat. Alles in allem ein Reader für Genrefans, der gerade auch wegen seiner fehlenden durchgehenden Linie und eher keine mit dieser Musik noch nicht Vertrauten begeistern wird. Es fehlt den Texten etwa die Kontextualisierung dieser /neuen/ Songwriter in der Jetztzeit – musikalisch, textlich, technisch oder strukturell.