Vier Jahre nach ihrem Referenzwerk "What We All Come To Need" melden sich Pelican mit größtmöglicher Wucht zurück. "Forever Becoming" ist direkter und einfacher gestrickt als noch der Vorgänger, bleibt zugleich aber auch gewohnten Stärken treu.
Pelican spielen auf "Forever Becoming" bis zu einem gewissen Grad mit Erwartungen an den Post-Rock. Greifen Bands wie Caspian oder This Will Destroy You fast programmmäßig auf eine Dramaturgie der kontinuierlichen Steigerung zurück, verzichtet das Quartett aus Chicago überraschend oft auf dieses Stilmittel. Titel wie "Deny The Absolute" oder "The Tundra" springen aus dem Stand auf Bergrücken und donnern unhaltbar los. "Forever Becoming" führt den Hörer also nicht behutsam in die Musik gewordenen Landschaften des Post-Rock bzw. Post-Metal, es packt ihn verhältnismäßig harsch an der Gurgel.
Vor allem im Schatten des ausgeglichenen und trotz aller Härte auch Leichtigkeit versprühenden Vorgängers "What We All Come To Need" mag das bedrücken. Da lauert insbesondere zu Beginn ein für das Genre ungemein direktes Album, das insgesamt eben doch mehr Metal als Rock atmet. Es fliegt nach vorne, wirkt aus dem Stand heraus bedrohlich, aggressiv und drückend. "Forever Becoming" benötigt keine Eingewöhnungszeit und erscheint für ein Post-Rock-Album geradezu überraschend eingängig.
Das funktioniert jedoch nicht immer. So bleibt das Schlagzeugspiel von Larry Herweg in den immer gleichen, uninspirierten Schleifen hängen. Ein Makel, der Pelican schon länger nachgesagt wird, in Anbetracht gewonnener Geradlinigkeit jedoch schwerer ins Gewicht fällt. Immerhin: Selbst als uninspirierter Anpeitscher kann er dieses gute Album nicht verhunzen. Insgesamt haben Pelican ein – und das ist für eine Post-Rock-Band seltene Zuschreibung – kurzweiliges Album abgeliefert. Es gelingt die Spannung aufrecht zu halten, auch weil die Band gegen Ende doch wieder zum epischen Songformat zurückkehrt. "Forever Becoming" ist einer dieser selten funktionierenden Hybride, der auch nach vielen Hördurchgängen erstaunlich frisch bleibt.