Hypnotisch-hymnische Dreampop-Reminiszenzen, die zum Ohrmuschelpetting verführen wollen. Eigentlich gut, würde der Pathos-Geigerzähler nicht explodieren.
Es könnte sehr schön sein: Das zaghaft einsetzende Tremolo, die langsam gezupften Wellenbrecher-Gitarrenwände, dazu ein stoischer Bass und eine melancholische Valium-Stimme machen “Grapevine“, Single und ersten Track des Debüts der kalifornischen Dreampop-Combo Western Lows, zu einem spätsommerlichen Geheimtip für sinnliches Shoegazing. Wenn Sänger Jack Burnside hochdramatisch den Refrain mit der Hookline “Grapevine is tying round my throat“ ansetzt, vergibt man ihm dabei sogar den einsetzenden Pathos – die Dramaturgie funktioniert.
Spätestens im nächsten Song “Last Known Rivers“ verliert dieser Pathos allerdings seine funkelnde Dringlichkeit und wirkt gar allzu bemüht. Und so geht es dann bis zuletzt weiter auf “Glacial“. Es gibt Lieder, wie das an Mazzy Star erinnernde “Swan Fields“ oder den The Cure-Klon “Icicles“, die unzweifelhaft charmant sind. Doch neben diesen durchchoreographierten, hypnotisch-hymnischen Reminiszenzen, die zum Ohrmuschel-Petting verführen wollen, lauern einfach zu viele Nummern auf dem Album, die mit frivolem Roxy Music-Eros kokettieren möchten und dann doch einfach nur der Soundtrack zu einer beliebigen dramaschwangeren US-Highschoolserie sind.