Endlich wieder eine Frauenband, mit einer Prise Punkrock, aber ganz ohne Harajaku! The Suzan fallen auf, ohne zu übertreiben. Und das zu Recht!
Schon einmal ein Buch von Amélie Nothomb gelesen? Die belgische Schriftstellerin, die in Japan aufgewachsen ist, gibt Einblicke in einige Facetten der japanischen Kultur, wie man sie womöglich lieber nicht kennen ernen will. Zumindest als Frau. Es gilt dort im Allgemeinen als ziemlich unschick laut zu sein, oder gar Körpergerüche zu haben. Auf der Toilette gilt es zu beachten, alle Geräusche, die man als Mädchen beim Pinkeln verursacht, laut zu überspielen (mit der Klospülung) und unhöflich zu sein ist in Japan generell ziemlich verpönt, es sein denn, du bist ein Vorgesetzter. Doch nicht alle japanischen Mädels haben sich durch traditionelle Erziehung den Bock auf Revolte und Lärm verderben lassen. Schon gar nicht The Suzan. Sie sind laut, frech, unkonventionell und rocken! The Suzan ist eine All-Girls-Band, der es nicht einfach ist, ein Genre aufs Aug zu drücken, denn aus ihrem Debütalbum „Golden Week for the Poco Poco Beat“ tönt eine Mischung aus der bunten und aufregenden Lichterwelt Tokios, der Verspieltheit von Nintendo-Soundtracks, der musikalischen Untermalung zu fantasievollen Animes, inklusive einer unüberhörbaren Hommage an den Punkrock. Sie klingen ein bisschen wie die Violent Femmes à la Nippon. Geschafft haben die vier Mädels den Sprung ins internationale Gewässer der Musikindustrie über – man staune – MySpace. Frechheit siegt: also hat die Band das Fools Gold-Label einfach über die Internetplattform angeschrieben und prompt überzeugt. Das mag durchaus an der energiegeladenen, fast hyperaktiven Mischung aus funky Elementen mit klassischen Pop-Rock-Beats liegen und der Innovation, mit der sie klangfarbenfroh und selbstbewusst alte Klischees abstauben. Oder es war einfach der unausweichliche Charme ihres japanischen Akzents, mit dem sie aus voller Brust ins Mikro schreien: „LONDON TONIGHT!“ – Party, we like!
