Mit ihrem ersten Album haben Grinderman einen mächtigen Pflock eingeschlagen. An dem hängen sie jetzt wie Kettenhunde. Durch ihr wildes Toben haben sie ihren Aktionsradius deutlich vergrößert. Am Grundkonzept hat das aber nichts geändert.
Das Video zur ersten Single „Heathen Child“ stellt klar: Nick Cave und seine Mitstreiter sind an der Essenz des Rock’n‘Roll interessiert, an der puren, vorwärts gerichteten Energie. Dazu braucht es lärmende Gitarren, jede Menge Testosteron und kreativen Freigeist. Vor allem aber zeigt Zeremonienmeister Cave mit seinen Mitstreitern, dem Multinstrumentalisten Warren Ellis, dem Bassisten Martyn Casey und Jim Sclavunos an den Drums, dass man sich selbst dabei nicht zu ernst nehmen sollte. Sie posieren in aberwitzigen Verkleidungen, etwa als antike Krieger, und schleudern billige Effekt-Blitze. Der Erstling von Grinderman war für Nick Cave wohl so etwas wie ein künstlerischer Befreiungsschlag, eine Auszeit von der Schöngeistigkeit, die die Marke Bad Seeds mittlerweile ausmacht. Er ging zur Ausgangsposition zurück, aus der er mit The Birthday Party dem Blues mit dem Punkprügel zugesetzt hat. Für das zweite Album haben Grinderman 20 Stunden Material zu einem wilden, unbeugsamen Genremix verdichtet. Die grau melierten Herren haben ihren Aktionsradius zwar deutlich vergrößert, die Kompromisslosigkeit haben sie aber beibehalten. Grinderman fahren einem mit breitbeinig dargebotenen Gitarrenriffs um die Ohren, die manchmal sogar an die besten Momente der Queens Of The Stone Age erinnern, treiben den Blues durch staubige Wüstenlandschaften, oder schleppen ihn durch unwegsame Sümpfe, machen verwegene Abstecher in Noise und Sound-Experimente und zum Ausruhen gönnen sie sich auch immer wieder glänzende Pop-Momente wie etwa bei den balladenhaft besungenen „Palaces Of Montezuma“. Das gesamte Album ist von einer Dringlichkeit, wie man sie eher von blutjungen Menschen erwarten würde, gleichzeitig spürt man aber auch die Größe von erfahrenen Musikern, die sich selbst auf schwierigstem Terrain und bei widrigsten Wetterbedingungen stilsicher bewegen. „Grinderman 2“ enthält vielleicht weniger Mitgröl-Refrains als der Erstling, vermittelt aber noch mehr den Geschmack der Essenz des Rock’n‘Roll. Solange das Feuer noch so lodert, ist keine Rede vom Altern. (Und Würde hat ohnehin keinen Wert im Rock-Gefüge.)