Grotesk

Zusammen alt werden
Texta sind wiedergekommen, um zu bleiben. Wir hören ihnen aus Erfahrung zu, weil sie aus Erfahrung wissen, was sie tun.

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Texta haben noch lange nicht genug. Das hört man ihnen gerne an, frei von Peinlichkeiten oder Berufsjugendlichkeit. Nach bald 20 Jahren Bandgeschichte wird die Linzer Institution nicht müde, für und mit HipHop zu mobilisieren. Songs, die sich auf Durchhalteparolen stützen (»Nicht Genug«) werden so zum selbstverständlichen Teil ihres Repertoires. Genauso unweigerlich wie Welterklärungsversuche und politische Gesten der Altersweisheit (»Die Dramaturgie der Ereignisse«, »Imma So« oder »So änderst du nichts«). Mit Rap in Würde zu altern ist eine Prüfung, der sich Texta auf ihrem siebten Album abermals stellen. »Grotesk« lautet die neue Überschrift, unter der sie mit altbewährten Mitteln die Routine herausfordern. Hinter dem doch überraschenden Titel finden sich allerdings keine Verschiebungen ihrer musikalischen Parameter, keine größeren Sound-Experimente oder strenge konzeptuelle Ambitionen – aber auch keine enttäuschten Erwartungen. »Grotesk« soll hier zwar auch Unbestimmtheit oder Selbstreflexion von Welt und Über-Ich bedeuten. Texta wissen jedoch sehr gut was sie wie tun, egal ob auf Hochdeutsch oder im Dialekt.

Die Jahre haben Texta als Kollektiv souveräner werden lassen. Daran haben auch die Soloprojekte einzelner Mitglieder nichts geändert. Der überragende Erfolg von Skero und seiner breitenwirksamen Hitsingle »Kabinenparty« fügt sich unauffällig in die Formation Texta ein, selbst wenn sein Album »Memoiren eines Riesen« (2009) jetzt im direkten Vergleich naturgemäß erfrischender klingt. Die neuen, erneut fast ausschließlich von Flip produzierten Nummern erinnern oft an den so gelungen organischen Funk-Soul-Sound seines Soloalbums »Umberto Ghetto« (2010). Platz für synthetische Stampfer, brummende Bässe und elektronische Verzerrungen räumt er dennoch ein, was besonders bei »Der Die Des« und »Strange« dem Albumtitel auch formal am nächsten kommt. Doch weil sich Texta über die Jahre mit einem gewohnt abwechslungsreichen Gesamtwerk auszeichnen, bestechen 2011 besonders ihre tiefer gehenden Stücke. Etwa, wenn sie bei »You’re Driving Me Wild« interne Konflikte auf tragkomische Art transparent machen oder bei »Mein Baby« ihre Lebensleidenschaften offenbaren. Große Überraschungen können Texta mit »Grotesk« bestimmt nicht anbieten, aber dafür die überzeugende Souveränität erfahrener Kunsthandwerker.

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