Psychedelische Gebete und Solo-Lärmstudien aus dem inneren Kreis des Godspeed You! Black Emperor Kollektivs: Große Musik für komische Käuze.
Efrim Manuel Menuck, seines Zeichens Mitbegründer der legendären Noise-Rock Combos Godspeed You! Black Emperor und Thee Silver Mt. Zion Orchestra, gibt sich auch auf Solopfaden keineswegs zugänglicher. “High Gospel“ ist ein rätselhaftes Album. Es verstört und begeistert, es meditiert und lärmt. Und das alles gleichzeitig. Der Opener “Our Lady Of Parc Extension And Her Munificient Sorrows“ ist eine waghalsige Space-Rock-Oper, die den psychedelischen Untiefen einer imaginären Jamsession mit Spacemen 3 und Suicide entsprungen zu sein scheint. Spirituell anmutende Chöre und heulende, repetetive Drone-Chores vereinigen sich zu einem prog-rockigem, elektrifizierten Mantra, dem in seiner avantgardistischen Experimentierfreude dennoch so etwas wie Pop-Affinität innewohnt. Das fiebrige “A 12-Pt. Program For Keep On Keepin‘ On“ baut eine monolithische, gewollt ausladende Klangmauer auf, deren architektonische Härte dem Hörer noch einmal deutlich klarmacht, das “High Gospel“ nicht nebenher gehört werden kann. Der Weg ins Licht führt durch düsteren Krach.
Am Anfang von „Heavy Calls & Hospital Blues“ glaubt man fast, ein Fenster aus der Dunkelheit gefunden zu haben. “There Is Beauty In This World“ singt Menuck zu fragilen Piano-Akkorden. Es wirkt alles ein wenig hoffnungsvoller, die Sonne schafft es kurz, die dunkel umrandeten Konturen des Albums zu erhellen. Doch der Äther schluckt das Licht – ein sphärisches Instrumental später ist die angedeutete Schönheit längst wieder versiegt. Mit “Kaddish For Chesnutt“ folgt ein mit Orgel und Frauenstimmen unterlegter Totengesang – ein tieftrauriger, ganz und gar nicht higher Gospel. Im hymnischen Album-Closer “I Am No Longer A Motherless Child“ scheint Menuck allerdings so etwas wie Transzendenz gefunden zu haben. Der Text mutet wie ein Gebet an: “Look At My Boy. Look At Him Smile. I Am No Longer A Motherless Child.“ singt Menuck wieder und wieder. Eine naiv-kindliche Synthesizermelodie, sakrales Flötenspiel, treibende Drums und leichthändig gezupfte Gitarrensaiten stellen die Weichen zwischen Kindheit und Tod: Die Antwort auf das Ende ist der Anfang. “High Gospel“ ist ein Album, das keinen Kompromiss zwischen Kunst und Kommerz eingeht. Es ist sperrig, verschroben, weird und wunderschön: Große Musik für komische Käuze.