Humbug

Sperrig, sexy und zugedröhnt

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2009 könnte als das Jahr unerfüllter Erwartungen in die Musikgeschichte eingehen. Könnte, denn das sonst verflixte dritte Album ist für die Arctic Monkeys vergleichsweise ein Segen.

Obwohl durchaus auf hohem Niveau, kämpften sowohl Bloc Party‘s „Intimacy“ als auch Franz Ferdinand‘s „Tonight“ mit dem starken Erwartungsdruck von Kritik und Publikum. Beide Werke fristen seither ein recht unscheinbares Dasein im Schatten ihrer Vorgänger. Zu ambitioniert, zu viele Ansätze, die einem in sich homogenen Werk im Weg standen. Die Forderung nach Veränderung bekamen auch die Arctic Monkeys zu spüren. Antwort darauf fanden sie aber nicht im Einsatz elektronischer Stilmittel, sondern in der Besinnung auf traditionelle, beinahe düstere Rock-Elemente. Auf der Suche nach nötigen Inspirationsquellen sprachen die Arctic Monkeys ihr Vertrauen neben James Ford auch Q.O.T.S.A.-Mastermind Josh Homme aus. Ihr Weg führte sie raus aus dem feuchten Norden Englands direkt in die Weiten der Mojave-Wüste.

Wie intensiv die Aufnahmen gewesen sein müssen, lässt sich auf „Humbug“ nur erahnen. Hommes Handschrift jedenfalls ist dominant und auf gut der Hälfte der Lieder auszumachen. Sie manifestiert sich bis in sein Gehauche auf „Potion Approaching“. Neben der Reduktion von Tempo werden die Titel auch durch Psychedelic-Einflüsse und ausufernde Gitarren geprägt. Manche Nummern versprühen gar sinnliche Erotik, eine Beschreibung, die den Arctic Monkeys bisher nur selten attestiert wurde. Nachdem „Favourite Worst Nightmares“ den Sound der Band verfeinerte, geht „Humbug“ einen Schritt weiter. Dort wo die Vorgänger vor allem straighte Rock-Songs zum Inhalt hatten, wird nun nur selten ein Refrain erzwungen. Die erste Singleauskopplung „Crying Lightning“ präsentiert sich vergleichbar sperrig. Daher ziert sich dieses unscheinbare, atmosphärische Werk auch bei den ersten Hördurchgängen und gibt seine wahre Schönheit nur geduldigen Naturen preis. Nach und nach manifestiert sich jedoch, dass die Arctic Monkeys trotz auffälliger Modifikation am bandeigenen Sound nicht auf ihre Zuhörer vergessen haben. Eine Tatsache, die „Intimacy“ und „Tonight“ nur bedingt bestätigen können, und die diese Alben der Konkurrenz inzwischen beinahe künstlich erscheinen lässt. „Humbug“ begeht diesen zwar Fehler auch, aber in verzeihbarem Maße und bleibt als selbstbewusstes Album einer Band im Gedächtnis, die eben erst begonnen hat, ihren musikalischen Horizont zu erkunden.

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