Diffuses Licht
Mit »Hearts« kommt ein solches Kaliber von Dream-Pop auf uns zu, das es einem schwerfällt, das Album bis zum Schluss durchzuhören, ohne dabei einzuschlafen.
Spaß bei Seite – Maria Lindén und Fredrick Balck aka I Break Horses verstehen ihr Handwerk und Dream-Pop kann einen ja schon auch ein wenig schläfrig machen. I Break Horses erweisen sich als wahre Meister in ihrem Genre und fast könnte man meinen, sie seien alte Hasen im Geschäft. Ein ganzes Meer an Glöckchen, hypnotischen Synthsounds, fragil-aspirierten Stimmen in diffusem Licht (das mit dem Licht stellt man sich zumindest vor) und funkelnden Soundlandschaften, soweit die Vorstellungskraft reicht. Diesem Duett wohnt eine besondere Weichheit und Sensibilität inne und das Album ist derart meditativ, dass man gar nicht anders kann als sich dem Genre nach allen Regeln der Kunst hinzugeben. Der erste Track geht auch sofort in medias res: Mit einer beruhigenden, sich stetig erhebenden und zunehmenden Elektronikwolke, deren Kern ein sich fortwährend wiederholender Akkord bildet, werden wir widerstandslos hypnotisiert. Man denkt an Cocteau Twins. Während man gemächlich zwischen Konfusion, Ekstase und Tiefenrausch in Richtung anderer Dimension und (Tag-)Traumverfassung gleitet, trifft man auf »I Kill Your Love, Baby« – ein Stück, das uns in den ersten Minuten ein und dasselbe, summend-betörende Geräusch um die Ohren fetzt. Im Hintergrund setzt ein Akkord ein, Lindéns luftig-weiche Sopranstimme haucht uns fortwährend »Do You Know« ins Ohr. Schön. Zum Schluss erinnert einen das gute Stück dann jedoch erstaunlich stark an den Song »Don’t Fear« von The Honey Trees. Frech.
Trotz dieses – heutzutage fast unvermeidlichen – Hauchs von Plagiat präsentiert sich »Hearts« als ein überaus gelungenes Album. Träumerische Stimmen, elektronische Arpeggios und Tracks, die sich – so wie es schon die Fuck Buttons perfektioniert hatten – sich immer weiter aufschaukeln, Melodien und Sounds so lange wiederholen und intensivieren, variieren und intensivieren, mit wenigen Spuren zu einer aufgekratzten Leuchtkraft führen, wie das seit geraumer Zeit im Noise-Pop nicht mehr geschehen ist.