Kino Kontrovers 5: 1967 war das schwedische Filmdoppel ein Skandal in Europa und den USA. Die Freizügigkeit ist überholt, wie der Film an sich, die sozialen Fragen und der Mut des Teams bleiben.
1967 nützte Vilgot Sjömans die ihm zugestandene Freiheit für seinen nächsten Film, um »Ich Bin Neugierig Gelb / Blau« zu drehen: Er mischt darin politisches und soziales Engagement mit sexueller Freizügigkeit. Ohne Drehbuch und immer wieder auch sich selbst ins Bild rückend erzählt aus dem Leben von Lena. Die junge Stockholmer Aktivistin verbringt ihr Zeit als Schauspielerin, befragt Passanten nach ihren politischen Einstellungen und lässt sich auf Affären ein, die letztlich mitunter doch nicht so ausgehen, wie sie sich das wünscht. Sjömans ist mit dem Film ein mutiges Statement, das nicht nur in Europa für Aufsehen sorgte, sondern auch beim Verleih in den USA zu Muster-Prozessen führte. Interessant ist dabei unter anderem das Urteil eines Richters, der den Film abseits der – gemessen am heute sanften – Sexszenen in erster Linie fad fand. Und tatsächlich gehört etwas guter Wille dazu, dem teilweise improvisierten Film, der sich auch um jegliche Meinung windet, über beide Teile zu folgen. Wobei festzuhalten ist, dass sich zwar wohl in Sachen sexueller Freizügigkeit in den letzten 45 Jahren einiges geändert hat, aber nicht in sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht. Die Fragen von damals – etwa nach einer Klassengesellschaft und Unterschieden zwischen Arm und Reich – ließen sich heute genauso stellen und die Antworten würden nicht befriedigender ausfallen. Als Film funktioniert »Ich Bin Neugierig« trotzdem am ehesten als Zeitdokument, das formal aber auch inhaltlich an Brisanz eingebüßt hat. Was umgekehrt die damalige Leistung nicht schmälert.