Anders als der Trailer suggeriert, geht es in Tarantinos neuem Film nicht um das spaßige Abschlachten von Hitler-Schergen, sondern um die Liebe zum Kino an sich. Wir halten uns an dieser Stelle an Christoph Waltz: „Ich gebe ihnen jetzt nicht vor, wie sie die Sache zu sehen haben“.
Endlich einmal hat ein Trailer genau das getan, wozu er eigentlich immer da sein sollte: Lust auf Tarantinos Nazi-Massaker zu machen, ohne auch nur das Geringste vorwegzunehmen. Sogar der Eindruck, ein klassischer Tarantino-Film komme auf einen zu, täuscht. Körperliche Brutalität ist in der ersten, zwanzig Minuten dauernden Dialogszene nur ganz zum Schluss zu sehen und auch da sind es keine plakativen Gewaltorgien. Im Gegenteil, es passiert alles sehr subtil, aber trotzdem gewohnt absurd: Eine Tintenfeder wird akribisch zusammengeschraubt, mit gestochen scharfer Handschrift werden Notizen gemacht. Das kann sowohl als Hinweis auf die Bürokratie interpretiert werden, die einen maßgeblichen Anteil am Funktionieren der Vernichtungsmaschinerie der Nazis hatte, oder auch als Hommage an die Ruhe in den Anfangsszenen vieler Western. Alles ist offen. Statt mit seiner Waffe oder den vor dem Haus wartenden Soldaten zu drohen, trinkt der österreichische Judenjäger Oberst Hans Landa (Christoph Waltz) zwei Gläser Milch und wechselt dabei ohne Probleme fließend vom Französischen ins Englische, während er über seine besonderen Fähigkeiten im Juden-Aufspüren parliert. Am Ende des ersten Kapitels ist die jüdische Familie verraten, es ist klar, welcher Charakter einen großen Teil des Films tragen wird und die Mehrheit des Kinopublikums wird beschlossen haben, es sei an der Zeit sich wieder einmal Sergio Leones „Il buona, il brutto, il cattivo“ anzuschauen.
Etwas später tauchen auch die Basterds auf, eine verwegene Truppe amerikanischer Juden, deren Auftrag es ist, Angst und Schrecken unter den Nazis zu verbreiten. Diesen Befehl erfüllen sie mit viel Hingabe und man beobachtet Lieutenant Aldo Raine (dessen Name wie fast alles in dem Film einen Verweis auf Kinogeschichte darstellt) mit genau dem gleichen Genuss, wie man Indiana Jones dabei zugeschaut hat, wenn er seine Kontrahenten bei der Artefakt-Suche aussticht. Für die Geschichte spielen sie jedoch nur eine Nebenrolle. Denn um die gesamte Nazi-Führungsriege auszurotten, braucht es nicht mehr als das Kino und eine Liebhaberin.