Hardcore glamoureux
Foxy Shazam rocken sich ordentlich das verlängerte Rückgrat ab und schaffen es ganz nebenbei, mit Hardcore und Glamrock zwei Stilrichtungen zu kombinieren, die bislang unvereinbar schienen.
Mal als Gedankenexperiment: Was wäre, würde ein Genforscher das Genom isolieren, das für den barock-bombastischen Sound einer Glamrock-Band wie Queen verantwortlich war? Was weiter, würde er auch den genetischen Code einer der melodiöseren Hardcore-Bands – Fugazi zum Beispiel – knacken? Der skrupellose Wissenschaftler schert sich dann nicht viel um Ethik und schafft in seinem Labor einen Bastard, der diese weit auseinander liegenden Stil-Welten schlüssig in sich vereint und alles niedermäht, was ihm vor die Lautsprecher kommt. Keine Sorge: Foxy Shazam sind keine Retorten-Band! Die selbst ernannten "Evil Knievel of Rock’n’Roll" sind bloß ein junger, völlig undogmatischer Haufen aus Cincinnati, Ohio, der seit 2004 eine ausgelassene Party feiert und nun sein zweites Album auf Ferret veröffentlicht hat. Das Quintett um Sänger Eric Nally ist geeicht durch mehr als 200 Live-Gigs und weiß, wie eine Show anzuheizen ist. Es weiß auch, dass zu anständigem Rock ein Klavier gehört – auch wenn das seit Jerry Lee Lewis und Little Richard etwas in Vergessenheit geraten ist. Bei einigen Songs spielt Pianist Sky White auch mal eine Orgel der Marke Billigsdorfer. Aggressiver Gitarrensound und gnadenlos geknüppelte Drums sorgen dafür, dass das keine 08/15-Retroparty-Nummer wird. Des Sängers Stimme (einzuordnen irgendwo zwischen dem Pathos eines Freddie Mercury und der Aggressivität eines Ian MacKaye) und so mancher im Chor vorgetragene Refrain bringen aber doch jede Menge Partystimmung. "Introducing" ist am Punkt. Ein Album mit simplen Melodien, einigen überraschenden Wendungen und vor allem viel Schweiß und Herzblut.