In der Unruhe liegt seine Kraft. Das Debüt von James Blake beginnt wie seine Karriere, mit einem verheißungsvollen Auftakt.
Ein aufwühlender Mehrklang aus verhaltener, verfremdeter Stimme und knarzender Minimal-Elektronik schleppt sich zu einem Hauch von Electro-Funk, der die schwelenden Hallkulissen behutsam zerteilt. »Unluck« heißt die erste Offenbarung, zehn weitere folgen. »I don’t know about my lovin’ anymore« und »All that I know is I’m fallin’, fallin’, fallin’«, singt der international aufstrebende Musiker hier mit größtem melancholischen Harmoniebedürfnis und begeistert nach nur zwei Songs restlos. Spätestens mit den knisternden Schlafwandlungen von Burial schien der Londoner Exportschlager Dubstep eine weitreichende Spielwiese für feinfühlige Bass-Fantasien zu sein. Dass an seinen Rändern aber derart wunderbare Blüten synthetisierter Romantik austreiben, wie sie dieser Tage von jungen Interpreten namens Darkstar, Joy Orbison oder Mount Kimbie gezüchtet werden, hätte damals wohl niemand gedacht. James Blake ist der gegenwärtige Höhepunkt dieser wattierten Ausdifferenzierung von Post-Dubstep. Bereits unter dem Pseudonym Harmonimix lieferte er besonders tief gehende Remixes ab, die wie ein großes Versprechen in Richtung Soul und R&B klangen. Blake nennt Barden wie D’Angelo und Stevie Wonder als prägende Künstler und nähert sich diesen mit Songs wie dem Feist-Cover »Limit To Your Love« oder dem traurigen »Wilhelms Scream« auch eindrücklich an. Er klingt verletzlich und gleichzeitig auch unglaublich souverän, wenn er seine verhaltene Stimme in fragiles Electronica-Ambiente einbettet und sich von seinem Keyboard davontragen lässt. Schwelende Synthesizer und zittrige Rhythmen dramatisieren gelegentlich die Tiefe seiner Klangräume, doch bis zum Finale überwiegt ein großer melancholischer Traum, der einem die vielleicht zartesten Fesseln anzulegen vermag, die es 2011 zu haben gibt.