Doom überrascht seine Fans mit einer weiteren Gratwanderung. „Key to the Kuffs“ bringt Rap von den Rändern der Galaxis Latveria auf den Punkt.
Doom ist einer dieser Untergrundhelden des US-Hip Hop, auf den sich fast alle einigen können, die ihn kennen. Der Rapper mit der Maske ist nicht Sido, sondern MF Doom, das textete der Kölner MC Retrogott kürzlich und stellte damit für alle Zu-Spät-Gekommenen klar, wie weit der Einfluss von Doom eigentlich reicht. Er war Anfang der 90er Teil der legendären New Yorker K.M.D., tauchte nach dem Tod seines Bruders unter und 1999 mit „Operation: Doomsday“ wieder auf. Seither verbirgt er seine Narben unter einer Metallmaske, ähnlich wie der Super-Bösewicht Doktor Doom in den Marvel Comics, und veröffentlicht reihenweise Klassiker: sein Solowerk „Mm.. Food“ sowie Kollaboratioen mit Madlib („Madvillainy“) oder Danger Mouse („The Mouse and the Mask“) – und selbstverständlich war das nur ein Ausschnitt. Zahlreiche seiner verschobenen Beats hat er über die Jahre selbst gebaut und sich auch als Produzent einen Namen gemacht. Für sein jüngstes Werk „Key to the Kuffs“ hat er auf Jneiro Jarel vertraut. JJ plus Doom. Macht JJ Doom.
Der Alternative-Hip-Hop-Produzent ließ sich für diese Zusammenarbeit besonders Britischem 80er New Wave wie Duran Duran, Tears For Fears oder Gary Newman beeinflussen. Die vielschichtigen Songs, in den er seinen Rapper einwickelt, fallen besonders durch ihre unüberschaubaren Einzelteile und ihren Groove auf. So manövriert das Konzept zwischen IDM-Hip Hop, verzerrtem Trip Hop, ausgefranstem Electro und einem Jazz-Erbe, das psychoaktiv durchschimmert. Von hier aus ist Flying Lotus ähnlich weit entfernt wie der große Tricky. Doom etabliert derweil seine Sätze zu elementaren Sounds. Grob überlagern sich lyrische Experimente, politische Krisenkommentare („Gov’nor“), Befindlichkeiten und Stimmungsbilder zu Sex (groß: „Winter Blues“) oder seine Verbindung zur Geburtsstadt London. Er wollte eine Atmosphäre, die man nicht von ihm erwartet hätte. Das hat er bekommen und wird durch Features wie Damon Albarn („Bite the Thong“) und Beth Gibbons („GMO“) bestätigt. JJ Doom ist durch und durch aufregend geworden, ein avantgardistischer Eckpfeiler in einer ohnehin randvollen Karriere.