Die aus Australien stammenden Devastations hauchen mit dem düster-melancholischen Album "Hey, U" einer dahinsiechenden Musikgattung wieder neues Leben ein. Existentialistische Weltsicht, nebelverhangene Arrangements und Melodien, die sich direkt in die Seele fressen. – In so viel Schönheit hat sich schon lange niemand mehr die Wunden öffentlich geleckt.
Die Eckpunkte der Bandgeschichte klingen seltsam vertraut: Gleich zwei geniale Songwriter in einer australischen Band (der Glücksfall Go Betweens wiederholt sich?). Sie übersiedeln für einige Zeit nach Berlin und schreiben dort ihre traurigsten Songs (und wandeln damit auf den Spuren von David Bowie und Nick Cave). Das mag alles ein wenig konstruiert klingen. Das neue Album der Devastations überzeugt auch ohne diese biografischen Parallelen. Tom Carylon und Conrad Standish haben sich auf ihrer aktuellen Platte mit ihren eingängigen Melodien gegenseitig übertroffen. Die kalten Arrangements mit zarter Elektronik und verwischtem Gitarrensound fransen manchmal in noisige Soundwände aus. Standishs simple, aber eingängige Bassläufe und Hugo Crans stoisches Schlagzeug treiben das ganze voran – und darin warm eingebettet liegen die Stimmen der beiden Sänger, die ihre Traurigkeit in manchem Song in Richtung Wut steigern (etwa in dem mächtigen Höhepunkt der Mordgeschichte "Rosa") und in anderen zarte Hoffnung heraufbeschwören (wie im poppig dahin fließenden "Avalanche of Stars"). Inhaltlich beschäftigen sich die Herren mit den traurigsten Gefühlen, die man nur haben kann, mit dem Wissen um gemachte Fehler und der Gewissheit, dass diese nicht zu verzeihen sind. Bei zu vielen Bands wurde schon der Vergleich mit Joy Division bemüht. Bei den Devastations sollte dieser dennoch erlaubt sein. Dabei gibt es noch etliche andere musikalische Vergleichsgrößen aus dem Fach der waidwunden Erzählkunst wie etwa The National, Nick Cave vor dessen alterbedingter Phase der Abgeklärtheit oder Tindersticks. All die Genannten eignen sich aber nicht als Kopiervorlagen. Wer in dieser Klasse spielt, braucht schon eigenen Schöpfergeist, und den haben Devastations hier nachhaltig bewiesen.