Nach Jahren der Grabesstille kredenzen No Surrender uns mit „Medicine Babies“ ein durchaus beschwingtes Konstrukt aus Avantgarde und Afro-Rock.
Dass Medicine Babies von Radioclit (M.I.A, The Very Best) produziert wurde, ist deutlich hörbar. Und das ist auch gut so, denn Afrobeat und Tropical sind nach wie vor und gerade jetzt, wo der Sommer seine Kapriolen schlägt, irgendwie immer noch angesagt. Das Album erhebt sich nach jahrelanger Pause von No Surrender sprichwörtlich aus der musikalischen Ebbe und strahlt dann irgendwo zwischen Tropical, Hip-Hop, Synth-Pop und Eurodance. Tropical-Synth-Hop-Dance also.
Betont entspannt, gelassen und verdammt cool machen schon die ersten Sekunden klar, dass das Eröffnungsstück etwas kann. Das Tempo wird schneller, die Stimme noch cooler. Hinzu kommt eine verzerrte Gitarre. Man surft im Flow über zittrig-elektronische Bass-Wellen einer Schönheit namens Costanza Francavilla entgegen. Francavilla macht auch – wie man auf „Falling Into You“ deutlich zu hören bekommt – ganz famos von ihrer Stimme Gebrauch. Teilweise erinnert das an Goldfrapp und/ oder Blonde Redhead.
Wenn man weitere musikalische Vergleiche ziehen müsste, so könnte man fast meinen, dass „No Surrender“ große Fans von „TV On The Radio“ sind. Ab Lied Nummer sechs bestätigt es sich dann: „No Surrender“ beten „TV On The Radio“ an, denn „Silver Hall“ wird von niemand Geringerem als Tunde Adebimpe selbst gesungen. Eingeleitet wird das Stück mit einem Fotzhobel-Intro auf Acid, welches selbst den Jungen mit der Mundharmonika, René Giessen, vor Neid erblassen lassen würde. Fast schon hypnotisch erschlängelt sich dieses wabernde Beatkonstrukt aus elektronischen Obskuritäten und Fade-Out Mundharmonikas dann den Weg durch unsere Gehörgänge, durchschlägt die Membran um so direkt in unser Gehirn zu gelangen. Und dort bleibt es dann auch für lange Zeit, Erinnerungswert und so.
Um es mit weniger Worten zu sagen: Die kurzen 38 Minuten (inklusive extra langem Fade-Out zum Platten-Ende) klingen kühl, frisch, verwegen und versüßen den immer noch deutlich spürbaren, bitteren Geschmack der Abwesenheit.