Weit draußen
Die vier jungen Musiker von Tupolev lassen mit „Memories Of Björn Bolssen“ alle Zuordnungen endgültig hinter sich und positionieren sich als höchstgradig eigenständige Band.
„Eigentlich machen wir noch nicht lange Musik“, erzählt Alexander Vatagin, organisatorischer und kommunikativer Kopf der Band. „Wir haben Tupolev vor fünf Jahren gegründet und eigentlich erst damals begonnen, uns mit den Instrumenten auseinanderzusetzen. Der klassische DIY-Spirit also. Mit dem oftmals daraus resultierenden ungestümen Punk haben Tupolev aber zumindest als Musiker wenig gemeinsam. Eine 2005 auf dem Netlabel 12rec erschienene EP legte vielmehr die Fährte zu diversen Postrock-Größen wie Mogwai, vor allem aber auch Tortoise und Silver Mt. Zion. Darüber lacht die Band heute – denn davon hat man sich in jeder Hinsicht wegentwickelt. Vor allem auch als Musikhörer: Die Tupolev-Mitglieder, gerade einmal Mitte 20, zeigen sich im Gespräch als äußerst kritische Konsumenten, die mit dem Outputs vieler Bands unzufrieden sind und diesen bis auf einzelne unberechenbare Sonderfälle so gar nicht wertschätzen. Peter Holy, der die meisten Tupolev-Nummern am Piano schreibt, erklärt dazu die eigene Vorgansgweise: „Wir wollten typische Elemente, wie etwa die repetitive Wiederkehr diverser Parts vermeiden und sind so dazu übergegangen, unsere Stücke zu komponieren und die Noten niederzuschreiben, um so dafür zu sorgen, dass es genügend Abwechslung gibt und wir das besser steuern können.“ – „Wir wollten den Postrock-Effekt vermeiden,“ setzt Alexander Vatagin nach. Das ist gelungen. Mit „Memories Of Bjorn Bolssen“ bewegen sich Tupolev in einem selten bearbeiteten Feld zwischen Jazz, Klassik und eben Pop. „Mit dem, was weithin unter moderner Klassik verstanden wird, können wir aber auch nichts anfangen,“ stellt Vatagin erwartungsgemäß gleich einmal klar. Die vier jungen Musiker aus dem Süden von Wien haben sich mit ihrem Output bereits als extrem eigenständig und weit draußen positioniert. Vor einigen Monaten haben sie mit Valeot ein eigenes Label gegründet, welches ihre diversen Projekte, Port Royal etwa, beheimaten soll. Die Band profitiert hier von der EP auf 12rec, die einige tausendmal heruntergeladen wurde. „Wir können das schwer kontrollieren, wer unsere Musik hört, aber es gibt immer wieder feines Feedback.“ Gerechtfertigterweise.