Ein Stichwort, das man bei Mercury Rev getrost fallen lassen kann: Sound. Schließlich ist er der alles einende Faktor in über 20 Jahren Bandgeschichte, jenes Element, das sich durch sämtliche Schaffensperioden zieht. Kein Wunder auch, dass die Band quasi als Interessensgemeinschaft ins Leben gerufen wurde – die Arbeiten der damaligen Filmstudenten wollten vertont werden.
Von den lärmigen, stets experimentellen und auf „Bewusstseinserweiterung“ abzielenden Klängen der Frühphase bis hin zu dem, wofür die zum Trio geschrumpfte Band heute steht, war es freilich ein weiter Weg.
Vor ziemlich genau zehn Jahren kam mit dem famosen »Deserter‘s Songs« die entscheidende Wende: Man fokussierte auf strukturierte Stücke, die dennoch wie aus einer anderen Welt schienen, frönte alten Meistern und gebar bis dato unerhörten orchestralen, leicht psychedelischen Rock. Mit »All Is Dream« gelang ein weiteres Meisterstück, „The Secret Migration“ wollte indes nicht so wirklich funktionieren: Der arg bemühte Mystizismus raubte Mercury Rev – Achtung, Paradoxon – alles Mystische.
Nun galt es scheinbar, die Karten abermals neu zu mischen. Vom ersten Ton an wird klar: Hier hat jemand die Freude am Basteln und Experimentieren wieder gefunden. Kaum Gitarren, fast ausschließlich synthetisch generierte Beats, Clicks & Cuts, atmosphärisches Pluckern. Reminiszenzen an Underworld oder Boards Of Canada eher als an The Band oder die Beach Boys der späten 60er. Nicht zuletzt der Stimme Jonathan Donahues wegen ist „Snowflake Midnight“ bei aller Elektronik unverkennbar ein Mercury -Rev – Album geworden. Ein Schritt in eine neue Richtung, unbekannte Wege entlang.