Die Londoner Girl/Boy-Combo The KVB spinnt aus Post-Punk-Nihilismus und psychedelischen New-Wave-Gitarren ihre eigene Version der frühen 80er. Funkelnd, aber auch gar zu retro.
Eigentlich wurde "Minus One" von Nicholas Wood und Kat Day alias The KVB bereits 2011 in Form einer auf 100 Stück limitierten Bandcamp-Kassette veröffentlicht. Damals ging der Release im Zuge unzähliger anderer Bandcamp-Veröffentlichungen natürlich unter. Ein größeres Publikum haben The KVB erst erreicht, als Anton Newcombe (Brian Jonestown Massacre) eines dieser Tapes in die Finger bekam und das Duo aus London unter seine Fittiche nahm. Nun erscheint "Minus One" remastered und zum Teil neu eingespielt auch auf CD, Vinyl und als Download.
Das 33 Minuten kurze Album ist eine Zeitreise zurück in die frühen 80er. Songs wie "Something Inside" oder "Radiant Hour" zeugen von musikalischem Können und der Hingabe zur künstlerischen Geste. Neue Eindrücke sucht man in diesen an sich stimmigen Bildern allerdings vergeblich. Highlight und zugleich auch Sollbruchstelle ist "Dominance / Submission", das mit treibendem Post-Punk-Nihilismus und psychedelischen New-Wave-Wänden genau jene Register zieht, die auch das Hören von Joy Division, New Order und My Bloody Valentine zu einem sadomasochistischen Vergnügen machen.
Fest steht: Im Fahrwasser der kontemporären Gruppen, die ebenfalls die Vergangenheit zur Gegenwart erklären, funkeln The KVB. Wird das Album im Kontext eines großen Ganzen betrachtet, versinkt "Minus One" allerdings rasch wieder in eben jenem Fahrwasser. Trotz der Authentizität, die das Songmaterial ausstrahlt, wird man das Gefühl nicht los, einer talentierten, aber letztlich so gar nicht kreativen Coverband zuzuhören – was die Musik von The KVB nicht schlecht, aber leider austauschbarer macht, als sie hätte ausfallen müssen.