Tanzmusik mal anders: Minimal-Klavier-Kompositionen tauchen in elektronische Sphären. Das Ergebnis ist virtuose Konzeptkunst, die als Album nur bedingt funktioniert.
Peter Broderick macht Musik ohne Kompromisse: Egal ob er gerade an Klassik-, Ambient- oder Folk-Aufnahmen arbeitet, der 24-jährige Multiinstrumentalist aus Portland geht jedes mal mit heiligem Ernst zur Sache. Das Album “Music For Contemporary Dance“ vereint nun gleich zwei seiner aktuellen Projekte auf einer Scheibe: Den Anfang bildet der siebenteilige Kompositions-Zyklus “Music For Falling From Trees“, welcher ursprünglich als Instrumentierung für die gleichnamige Tanzaufführung der Londoner Choreographin Adrienne Hart geschrieben wurde. Das Stück thematisiert den Kampf um die eigene Identität als Patient in einer geschlossenen Psychiatrie. Untermalt hat Broderick dieses beängstigende Ambiente mit unauffällig-schwebenden, scheuen Piano- und Streicherimprovisationen.
Zweiter Teil des Albums ist das Kompositionswerk “Music For Congregation“: Als vom British Council in Auftrag gegebene musikalische Inszenierung, die für die Aufführung auf öffentlichen Straßen komponiert wurde, sind die vier Stücke im Vergleich zur ersten Albumhälfte Rhythmusbasierter und eine Spur elektronischer ausgefallen – Tanzmusik wäre für die Stücke trotzdem immer noch ein gewagter Ausdruck.
Auch wenn Peter Broderick unzweifelhaft ein musikalisches Genie sein mag, dessen Klavier-Virtuosität manchmal einem Keith Jarrett nahekommt, als Album funktioniert “Music For Contemporary Dance“ nur bedingt. Was den hier versammelten Kompositionen nämlich nicht gelingt, ist, auch ohne ihren Subtext als autarkes Werk zu bestehen. Eingewoben in eine künstlerische Gesamtdarstellung mögen die minimalistischen Tonwerke Brodericks die gewünschte Wirkung erzeugen – aus ihrem kompositorischen Rahmen gelöst, wirkt die Musik im Wohnzimmer rezipiert allerdings zu still und zu unaufdringlich, um jene Atmosphären zu erzeugen, für die sie wohl ursprünglich geschrieben wurde. Peter Broderick