„NFS“ goes „Burnout Paradise“ und verliert offline die eigenen Wurzeln aus den Augen. Da muss der Online-Modus Wiedergutmachung leisten.
Da gibt’s doch diese Typen, die sich ihr liebevoll in „Need for Speed“ getunetes Auto in real nachbauen lassen. Und dann gibt es unzählige andere, die sich das zwar nie werden leisten können, sich in ihrem virtuellen Wagen jedoch ein detailverliebtes, virtuelles Denkmal setzen. Keine Rennspiel-Serie steht so sehr für grenzwertigen Fahrzeug-Fetischismus wie „Need for Speed“. Und kaum lässt EA die Macher von „Burnout Paradise“ einen „NFS“-Titel entwickeln, stehen die Traum-Boliden einfach am Straßenrand zur Abholung bereit und verfärben sich bei jeder Durchfahrt einer Autowerkstatt willkürlich.
„Need for Speed Most Wanted“, die neue Version – es gab ja schon 2005 einen Serienvertreter mit diesem Namen – liefert direkten Spielspaß von Beginn an. Da gibt es keine Einstiegsphase, in der ich mich erst einmal mit einem Seat Ibiza herumschlagen muss. Nein, es geht gleich PS-lastig zur Sache und wenn mir der Bolide nicht gefällt, gibt es an allen Ecken und Enden der offenen Spielwelt Ersatz. Freispielen muss ich mir nur die 10 Wägen der „Most Wanted“, der besten Fahrer der Stadt, die ich nach und nach besiegen und erniedrigen darf.
Offene Spielwelt und direkter Einstieg ins Vergnügen sind – neben den rasanten Verfolgungsjagten mit der Polizei – die beiden großen Stärken des Titels. Und gleichzeitig die Ursachen für seine Schwächen: Wenn fast alle Autos und die gesamte Spielwelt von Anfang an verfügbar sind, verliert sich die Motivation schnell im Überangebot. Und auch wenn sich die Karren durch gewonnene Events verbessern lassen, bleibt das Spielgefühl doch immer dasselbe. „NFS Most Wanted“ steht für den schnellen Rausch ohne anhaltende Wirkung. Längerfristige Freude macht das alles erst, wenn online die Pedale durchgetreten werden. Denn dort nimmt „Most Wanted“ wieder ordentlich Fahrt auf. Zum einen, weil alles ähnlich schnell und direkt geht, wie im Offline-Modus und zum anderen, weil es einfach mehr Freude bereitet, reale Gegner zu rammen.