Straucheln. Weitermachen.
Das Schweizer Trio Navel schert sich nicht um musikalische Trends. Stur befahren sie die Straße, die einst in Seattle ihren Ausgang nahm. Und wenn sie straucheln, machen sie weiter. Unbeirrt.
»It’s a lonesome, lonely journey«. Solche Phrasen packt man schnell einmal in eine Rocknummer. Navel meinen das auch so. Die Reise ist alles andere als komfortabel, aber es gibt kein Ticket für die Rückfahrt in den Schweizer Tessin, wo die Band 2003 während eines Ferienjobs gegründet wurde. Der Songtitel erklärt auch, warum: »It’s The Road That Makes The Song«. Es ist eine innere Notwendigkeit, weiterzumachen, auch wenn die Straße mit allerlei Widrigkeiten gepflastert ist. Den größten Rückschlag erfahren Navel, als ihr Plattenlabel in die Insolvenz geht und die Anfang 2010 gemachten Aufnahmen für ihr zweites Album weg sind. Nach einem gefeierten Erstling, 250 Live-Auftritten und Konzerten mit den Queens Of The Stone Age, Wolfmother, Trail Of Dead ist aber klar, dass Aufgeben nicht drin ist. Der ewige Rockmythos braucht neues Futter, die alten Geschichten müssen immer wieder neu erzählt werden. Auch wenn es weh tut. Und so kehrt die Band die Scherben auf und beginnt von neuem. Der Schmerz und die Beharrlichkeit finden ihren Ausdruck in verzerrten Gitarrenwänden, Gesang, der sich in Hallräumen verliert, in zähflüssigem Tempo und gelegentlich eingestreuten Harmonika-Tupfern. Überall Zitate und Hinweise aus dem Grenzland zwischen Blues und Rock der schwereren Bauart. Wenn sich Navel mal etwas Entspannung gönnen, so höchstens mit Neil Youngs »Rockin’ In The Free World«. Das tun Pearl Jam übrigens auch.