Ein Album wie ein am Postweg verloren gegangenes Geschenk, das auf einmal vor der Tür steht: Tragikkomischer Kammerfolk aus Liverpool.
Als Liz Green vor fünf Jahren am legendären Glastonbury Festival debütierte, erstaunte es so manchen Musikkritiker, das die eloquente junge Frau noch kein einziges Album veröffentlicht hatte. Daran sollte sich auch in den nächsten Jahren bis auf eine Handvoll aus dem Ärmel geschütteter Singles und 7-Inches nicht viel ändern. In diesem Licht erscheint ihr nun veröffentlichtes Debütalbum “O, Devotion!“ wie ein am Postweg verloren gegangenes Geschenk, das auf einmal und völlig unerwartet vor der Tür liegt. Es ist ein gutes Album geworden. “O, Devotion!“ könnte der mittlerweile 28-jährigen Liverpoolerin den Ruf einer britischen Joanna Newsom bescheren, und das nicht nur wegen ihrer doch sehr ungewöhnlichen Stimme.
Lieder wie “Hey Joe“, “Bad Medicine“, “French Singer“ oder “Rag & Bone“ sind so rund und warm wie ein frischer Apfelkuchen – spärlich, aber dezenzt-druckvoll instrumentalisiert, dabei so stilsicher altmodisch und in sich stehend, das man fast schon von Faksimile-Musik sprechen möchte. Es ist eine sehr englische Version amerikanischer Folk-Musik, auf betörende Art flüchtig wie ein betrunken-angeheitertes Augenzwinkern und angereichert mit Chanson, Swing- und Jazz-Elementen. Dunkeltönig stampfend und mit schwarzem Humor schreitet Liz Green durch ihr Debüt und erzählt dabei lakonische Geschichten über Männer, Frauen, Liebe und das brechen von Herzen. Die Schönheit der Platte liegt in ihrer Simplizität: Green geht mit Tönen spärlich um, nie gibt es eine Note zu viel preis. Tragikkomischer Kammer-Folk vom Feinsten.