Auf der Longlist der 20 kuriosesten Buchtitel, deren Sieger bei der Frankfurter Buchmesse im Oktober gekürt wird, steht auch dieser.
Zu Recht. Hier geht es nämlich nicht um Schönheit, sondern um die Schattenseiten eines Landes, dessen Einwohner „Wangen wie Surbraten“ haben, „zwetschkengroße Tränensäcke und Neidgogerl“. Der Verbalerotiker Franzobel beschäftigt sich mit dem Schicksal von Arigona Zogaj, der „heiligen Jungfrau der Integration“. Im ersten Teil des Buches nimmt er sich sehr zurück und schreibt in Essayform aus einer ebenso persönlichen wie sympathischen Perspektive über den Fall der Familie Zogaj. Das Schicksal der verzweifelten Mutter Nurie interessiert ihn dabei besonders. Sie ist dann auch das Vorbild für die Hauptfigur des zweiten Buchteils. Da greift der Autor in die Vollen und stochert wortgewaltig in den Abgründen der österreichischen Seele. Der Titel des Theaterstücks „A Hetz oder die letzten Tage der Menschlichkeit“ verweist nicht zufällig auf das Opus Magnum von Karl Kraus. Österreichische Künstler sind bekannt als Meister der Nestbeschmutzung. Der Fall Zogaj bietet auch allen Grund dafür und Franzobel trifft mit Essay und Theaterstück ins Schwarze.