Weltbürger, wienerisch geerdet.
Ernst Molden hat eine Platte mit Willi Resetarits aufgenommen. Die Stimmen der beiden klingen genauso verwandt wie es die Seelen ihre sind. So klingt Weltoffenheit mit Lokalkolorit.
Molden ist ein Mann des Wortes, einer der präzise formuliert und sich auch auf Zwischentöne versteht. Er arbeitet mit dem Dialekt wie es einstmals H.C. Artmann oder andere Dichter der Wiener Schule taten und entwickelt das Alltagsidiom in Richtung Kunstsprache weiter. Auch als Musiker bleibt er dieser Mann des Wortes. Im internationalen Kontext würde er wohl als Singer-Songwriter tituliert werden. In Resetarits hat Molden einen Gesangspartner gefunden, mit dem er seine Texte kongenial umsetzen kann. Die Basis dafür dürfte aber auch eine Seelenverwandtschaft sein. Beide Künstler sind zwar geerdet in einer wienerisch-österreichischen Lebenswelt, aber trotzdem Weltbürger im besten Sinn.
Auch wenn "ohne di" als weiterer Beitrag zur Rettung des Wiener Liedes abgefeiert wird: Molden hat auf seinen früheren Arbeiten klargestellt, dass er sich an internationalen Vorbildern orientiert. Auf seinem letzten Album pflanzte er Songs von Will Oldham oder Nick Cave in den Wiener Sprachboden und sie gediehen dort prächtig. Auch auf dem neuen Album fügt sich die Country-Gitarre von Hannes Wirth, dem Gitarristen von A Life, A Song, A Cigarette, zur Knopferlharmonika von Walter Soyka oder Karl Stirners Zither auf "hansldeich". Der Blues grinst genauso bei der Tür herein wie repetitiv vorgetragene Wortspielereien im Geiste eines Ernst Jandl ("is a dod da mau"). Insgesamt sind die Arrangements bewusst karg gehalten und bilden eine luftige Unterlage für die Gesangstimmen. Die erzählten Geschichten sind genau beobachtet. Christian Seiler schreibt dazu im Booklet, dass die Musiker hier das Versprechen einlösen "der Stadt liebevoll durch die struppigen Haare zu fahren und sich dafür einen Kuss auf die Stirn abzuholen". Wenn das tatsächlich der Soundtrack für die Bundeshauptstadt ist, kann man dem Ergebnis der nächsten Wahl mit Zuversicht entgegen sehen. Da sieht man dem Album auch gerne nach, dass die musikalischen Kanten, die den Reiz der früheren Veröffentlichungen Moldens ausmachten, doch sehr abgeschliffen sind. Und wenn die Stimmung in Wien doch grausamer ist als in der Musik dieser Herren, so gilt für eine CD Länge was sie in "woid aus rauchfeng" singen: "i leg mi en an weingoatn und traam i bin a klaana bua und es lem gibt bis auf weitares a rua."