Wolf Parade Mitglied Spencer Krug erkundet auf Solopfaden Prog-Rock, New Wave und Ambient-Electronica. Wer Konzeptkunst mag, wird dieses Album lieben.
Wolf Parade Mitglied Spencer Krug steht auf Prog-Rock. Diese Schlussfolgerung liegt nahe, wenn man sein Soloprojekt Moonface hört. Fünf Songs beinhaltet “Organ Music Not Vibraphone Like I‘d Hoped“, der kürzeste davon ist sechseinhalb Minuten lang. Es ist ein sperriges Album voller exzentrischer Anachronismen, von denen Progressive Rock eigentlich nur einen Teil darstellt. Der Prog ist nämlich stets von einem dichten Electronica-Nebel umhüllt und wird mit nervös klimpernden New Wave-Keyboards begleitet. Digitale Kälte versprühen dabei die Drum-Machine Beats, die den Sound durch ihre stoischen Drone-Rhythmen narkotisierend in die Länge ziehen. Die Stimme von Spencer Krug klingt zudem so, als wäre sie unter Wasser aufgenommen worden – und ja, auch Orgeln kommen auf dem Album zu Genüge vor. Das alles erzeugt einen psychedelisch-hypnotischen Klang, der stets mit der Nostalgie flirtet, dabei aber auch nie vergisst, dass die musikalischen Referenzstücke dieses Sounds schon als Old School galten, ehe Krug geboren wurde.
“Return To The Violence Of The Ocean Floor“ beginnt wie ein Stück dunkle Früh-80er-Electronica: ein wenig The Cure, ein wenig Suicide, man könnte auch Retro-Post-Punk dazu sagen. “Whale Song (Song Instead Of A Kiss)“ gibt sich krautrockig und tausend Meter tief. Ein Sonar piept im Hintergrund, während Krug die Ambient-Collagen auf Tauchkurs schickt.
“Fast Peter“ ist das Herzstück der Platte: Zum einen ist der Song ein hervorragend choreographierter New Wave-Ambient Zwitter, zum anderen eine lyrisch perfide, acht Minuten lange Geschichte über eine long distance Internet-Liebesbeziehung: “So Peter loved a girl. They way that only Peter does. He told me all about her on the balcony when we were high on drugs. And Peter said the girl would never say she was sorry. And that was partly why he held her up to the heart‘s perfect height. But she lived so far away, they only talk on computers.“
“Shit Hawk In The Snow“ kommt dagegen dreckig und hingeschmissen daher. Es klingt nach zu Tode gespielten Suicide-Schallplatten und anbahnender Amphetaminpsychose. Der Paranoia-Blues mündet schließlich in “Loose Heart = Loose Plan“, das sich thematisch irgendwo zwischen Roxy Music, Neu und Tangerine Dream verorten ließe. Spencer Krug ist hier ein richtig gutes Album gelungen. Wer Konzeptkunst mag, wird “Organ Music Not Vibraphone Like I‘d Hoped“ lieben.