New Yorker Post-Punk im schwarzen Anzug
Auf ihrem dritten Album – dem ersten für ein Major-Label – liefern die vier stets adrett gekleideten Herren von Interpol wieder dramatische und dunkle Rock-Hymnen.
Leises, eindringliches Gitarrenspiel erklingt, kurz darauf eine düster-schwermütige Keyboard-Wand. Paul Banks markante, fast unheimliche Stimme setzt mit einigem Pathos geladen ein. Der fordernde Gesang erzeugt sofort leichte Gänsehaut, zieht den Hörer unweigerlich in seinen Bann. „Pioneer to the Falls“, der imposante, hymnische und unter die Haut gehende Opener zu „Our Love to Admire“ steht exemplarisch für Interpols eigenständigen und unverwechselbaren Stil. Lustige Gute-Laune-Songs für den relaxten Nachmittag am Strand, oder die nächste feucht-fröhliche WG-Party sind definitiv nicht die Stärke dieser Band. Auch auf dem dritten Album finden sich fast durchwegs atmosphärisch dunkle und melancholische bis düstere Stimmung vermittelnde Tracks. Der Sound wirkt dabei sehr dicht und gleichzeitig kompakt, was auch der im Vergleich zu den Vorgänger-Alben verstärkte Einsatz von Keyboards unterstreicht. Die Texte bleiben wie gewohnt fragmentarisch, kryptisch und ziemlich frei interpretierbar. Für ihren dritten Streich haben Interpol, die ihre Musik sonst gerne komplett selbst produzieren, Rich Costey (Muse, The Mars Volta, Franz Ferdinand) als Co-Produzenten engagiert.
Ihrer Wirkung als Gesamtkonzept scheint die Band stets einen hohen Stellenwert zuzuordnen. Das manifestiert sich in den bekannt epochalen Bühnenshows und ihrem distinguierten Dresscode, diesmal aber auch im stilsicher gestalteten Cover-Artwork, über das sich die Jungs aus dem Big Apple nach eigener Aussage „sehr viele Gedanken gemacht“ haben. Zu den fröhlicher gestimmten Songs auf dem Album gehören die treibende, locker-lässige erste Single-Auskopplung und Westcoast-Hymne „The Heinrich Maneuver“, oder das zwar durchaus auch melancholische, aber doch heftig rockende „Who do you think“. Bemerkenswert ist zudem das mit einem obercoolen Gitarren-Riff und einer ebensolchen Bassline ausgestattete „Rest my Chemistry“. Überhaupt bleibt das markante Bass-Spiel von Carlos Dengler auch auf diesem Album ein Markenzeichen der Band.
Mit „Our Love to Admire“ erfinden sich Interpol weder komplett neu, noch verlieren sie sich in totaler Stagnation. Für Lobeshymnen der Kritik wird es also wohl auch diesmal wieder reichen.