Bittersüße japanische Poetik, die schwer nachvollziehbar ist. Hier treffen zwei Welten aufeinander, die sich scheinbar widersprechen.
Shogu Tokumarus Musik ist wie Medizin gegen den Winterblues. Dass er Japanisch singt, hindert zumeist am Textverständnis. Das ist vielleicht sogar gut so, denn die leichte, beschwingte Musik täuscht darüber hinweg, dass seine Texte oft Geschichten von tiefer Traurigkeit und großem Unglück erzählen. Tokumarus japanischer Folk hat den Anspruch, tiefgründig, kritisch und poetisch zu sein. Die eigentliche Melancholie versteckt sich: Hinter fröhlichem Gesang und Videos mit Kinderzeichnungen, einer vergessenen Welt, wie die Zeit, die niemals zurückkehrt. Das Außergewöhnliche an dem jungen Künstler, der Mitglied der Band Gellers ist (Guitar, Vocals, etc.), ist eben dieses „etc“, nämlich, dass er beinahe alle Instrumente selbst einspielt. Das übliche Instrumenten-Repertoire war ihm zu langweilig. Musikalisch beeinflusst wurde der multi-instrumentale Songwriter auch in der Zeit, die er während der High School in den USA, vorwiegend in L.A., verbracht hat. Im Aufbau und in der Stimmung ähneln seine Lieder teils Folk-Nummern aus den 60ern, auch die Beach Boys nennt der Künstler selbst unter seinen musikalischen Einflüssen. Die Wurzeln seiner Lieder jedoch liegen tief in der traditionellen japanischen Musik verankert. So ist es nicht verwunderlich, dass deren Instrumentalisierung an die klassischen Gagaku-Orchester angelehnt ist. Sie wirken zart und fragil, wie ein Ikebana-Gesteck, und sprechen von der Vergänglichkeit und dem Schmerz der Schönheit. In seiner Musik spiegeln sich abstrakte und entrückte Ästhetik ebenso wie mit Fröhlichkeit gemalte Traurigkeit; beide im Widerspruch des Gegensatzes miteinander verbunden.