Russendisko

Drei Freunde suchen das Glück im Berlin nach dem Mauerfall. Selbst glatt poliert überträgt sich noch etwas vom rustikalen Charme der Russendisko.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Verfilmungen erfolgreicher Bücher haben meist einen schweren Stand. Einerseits möchten sich die Verantwortlichen nicht zu weit vom Ausgangsmaterial entfernen, andererseits soll sich auch der eigene Charakter einer Verfilmung einstellen können. Mit derartigen Abstimmungsschwierigkeiten hat auch "Russendisko" zu kämpfen, vor allem in der ersten Hälfte. Da stört das nervöse, zappelige Spiel von Wladimir (Matthias Schweighöfer), der neben dem recht unscheinbaren Mischa (Friedrich Mücke) und Andrej (Christian Friedel) als gesichtsloser Meister des Overacting jede Form von Natürlichkeit im Keim erstickt. Dabei ist das gerechterweise gesagt nicht ganz alleine seine Schuld, denn auch das vollgepackte Drehbuch hastet von einer skurrilen Szene zur nächsten, immer darauf bedacht möglichst viele Anekdoten aus Wladimir Kaminers gleichnamiger Kurzgeschichtensammlung wiederzugeben. Dass dabei außer einer Aneinanderreihung überdrehter Momente kein eigenständiger Film entstehen kann, wurde auch durch die vielen Änderungen am Drehbuch und schließlich die Ablösung von Regisseur Oliver Schmitz durch Drehbuchautor Oliver Ziegenbald bestätigt. So entwickelt sich der Film vor allem ab der zweiten Hälfte mehr in Richtung Liebes- und Freundesgeschichte und findet im Herausnehmen von Geschwindigkeit doch noch seine eigene Identität. Und siehe da, die Charaktere bekommen Luft zum Atmen und ihre Geschichten bleiben in Erinnerung. Endlich kann man sich auch dem lebendigen Soundtrack hingeben, zumindest solange bis Schweighöfer wieder als Zappelphilipp-DJ durch die Russendisko tanzt.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...