Ein Österreichischer Artrock-Klassiker, der weder im Rock- noch im Punkkanon so richtig passen will, aber unbedingt wiederentdeckt gehört.
Peter Weibel war dabei als Günter Brus und Otto Muehl im Audimax der Wiener Universität den Wiener Aktionismus zu seinem publikumswirksamen Zenit brachten, er begründete die multimediale Kunst in Österreich und er war auch bei der Geburtsstunde des österreichischen Punk dabei. Wirklich? Die Damen und Herren in der zerrissenen Kleidung, die bis gerade eben noch den Leser um Kleingeld und Zigaretten anschnorrten müssten spätestens beim letzten Gliedsatz heftigen Widerspruch einlegen.
Aber der Reihe nach: Ja, „Schwarze Energie“, das einzige Album von der New Wave/ Artrock-Gruppe um Peter Weibel und Gitarrist Loys Egg wird von den meisten zu den Klassikerplatten des österreichischen Underground gezählt, und ja, sehr viele sehen in ihr auch so etwas wie einen Punk-Klassiker. Aber hier scheiden sich die Geister bereits drastisch.
Denn wirklich Punk (auch im weitesten Sinne) sind hier höchstens der wütende Stampfer „Married Women“ und der Klassiker „Sex in der Stadt“ mit seinem aus Kontakt- und Sexanzeigen zusammengestoppelten Text. Und gerade die Wiener Punks der frühen Achtzigerjahre fühlten sich ungefähr zur Hälfte deutlich angegriffen, dass hier Künstler ihnen ihre Musik wegzunehmen drohten, während sich die andere Hälfte begeistert hierzu die Fressen einschlugen.
Von der Kontroverse abgesehen ist „Schwarze Energie“ eine energiegeladene Scheibe, die sich in einer gelungenen Fusion aus klassischem Rock und anderen Umdeutern wie Television versucht. Die Austro-Underground-Hymne „Liebe ist ein Hospital“ zum Beispiel setzt ein Classic-Rock-Riff zwischen drei Minuten dahinstampfendem Schlagzeug während Peter Weibel über den dualen Charakter der Liebe referiert. Auch wenn sich vor allen Dingen die zweite Seite der Platte hauptsächlich im Midtempo bewegt (und sich auch etwas langatmig dahinschleppt) hatte das Hotel Morphila Orchester mit seinem stampfenden Sound und Peter Weibels einzigartiger Intonation einen unverwechselbaren Sound, der „Schwarze Energie“ zu einem völlig uneinordenbaren, aber unverzichtbaren Teil des österreichischen Musikkanons macht. Einzig eine Bonus-Single mit dem anderen Quasi-Punk-Klassiker der Band, „Dead In The Head“ hätte das Ganze noch ein klein wenig kompletter gemacht.