Phänomenologische Selbstreflexionen mit fürchterlichen Texten: Die “Wiener Smiths“ scheitern am Glatteis der lyrischen Lächerlichkeit.
Filou, im Pressetext nicht unprätentiös als die “Wiener Smiths“ tituliert, verstehen keinen Spaß. Die Band um den Literaten Lukas Meschik hat sich einem ernsten Indie-Rock mit britischer Färbung verschrieben – der Bass treibt, das Schlagzeug ist hektisch und die Gitarre elektrisch. Die achtzehn Songs ihres Debüt-Albums “Show“ sind alles, nur nicht kleinlaut. Trotz Empfehlung des Labels, die Albumlänge deutlich zu trimmen, berief sich Meschik auf die Konzeptkunst des Longplayers, ein “künstlerisches Manifest“ darzustellen, in dem jeder Song unverzichtbar für den Folgenden sei. Leider gibt das alles nicht so viel her, wie der Inhalt verspricht. “Von allen Lügnern auf der Welt habe ich den meisten Spaß“ singt Meschik im “Lügnerlied“, eines der besseren Stücke des Albums, und gibt damit das Ziel an: Das Bild malt sich nur scheinbar nach innen gerichtet, die Songs outen sich als Täuschungsmanöver der Selbstreflexion. Das die Wahrheit nicht in den großen Worten zu finden ist, dürfte dem Schriftsteller Meschik bewusst sein – er bleibt stattdessen nüchtern verankert in austauschbaren Alltagsbeobachtungen und ernsthafter, dabei aber erschreckend einfältiger Poetik: “Das ist gelebte Entropie / leider verrechnen wir uns nie“ tönt es in dem schön elegisch gespielten “Blauer Song“. Diese lyrischen Spitzen sind es, die das musikalische Potential der Platte zunichte machen und den oben genannten Smiths-Vergleich ins Lächerliche ziehen. Wer den Texten nicht zuhört, ist eindeutig im Vorteil und hat vielleicht seine Freude mit Filou. Der Rest hört weiter die Smiths.