Simpel spricht sich aus

„Ich kann mich an diese Theke lehnen, aber ich hab nix anderes sonst, worauf ich mich in den USA stützen kann.“

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So beendet Simple – trinkfreudiges Großmaul, Raunzer, Macho, Frauenheld, Proletarier und Lebemann – ein Streitgespräch mit seinem Freund, dem Autor, der zu den Gesprächen Gegenfragen, ein paar mäßigende Ansichten und die Kohle für das nächste Bier beisteuert. Simple ist wie die Jukebox, die er selbst so gern in Gang setzt. Solang ein frisches Bier oder was Härteres vor ihm steht, gibt es kein Halten und er lässt sich über seine Probleme aus und zieht sein Publikum unwiderstehlich in seine Welt hinein, in das Harlem der 40er und 50er Jahre. Blues, Jazz und Baseball sind selbstverständlicher Teil dieser Welt. Insiderwissen braucht man aber keins. Wer mehr wissen will, kann sich in die Anmerkungen am Ende des Buches vertiefen. Langston Hughes tritt mit dem in den 50er Jahren in einer Zeitung erstveröffentlichten Episodenroman den Beweis an, dass man den kleinen Mann in seiner Sprache über Politik, Gerechtigkeit, Zorn, Liebe und Leben reden lassen kann – inhaltlich und vor allem sprachlich auf einem Niveau, vor dem die /Kronen-Zeitung/ zu Recht Angst hätte, könnte sie sich so etwas auch nur vorstellen. „Simple spricht sich aus“ ist klug, witzig und großzügig. Auch in der Übersetzung spürt man den Funk und den Rhythmus seiner Sprache. Normalerweise würde ich jetzt das Original empfehlen. Das gibt’s aber nur mehr antiquarisch, deshalb: Kaufempfehlung!

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