Lieder für den Soundtrack zum Traum im Traum – verschroben, mythisch, verrückt, liebevoll, warm, erhaben und rein, oder mit anderen Worten: Große Popmusik.
Zieh die Hasenmaske über und mal den Mond blau an: Die Sleep Party People aus Dänemark demonstrieren auf ihrem Debüt die feine Kunst des transzendenten Traumliedes. Es ist ein wunderliches, hypnotisches Album, das die Grenzen zwischen dem Innen und Außen neu auslotet – und dabei jenen Herzenszustand erzeugt, in dem man ernsthaft ins Zweifeln kommt, ob Realität das einzig Echte im Leben ist.
Brian Batz, seines Zeichens Multiinstrumentalist, Komponist und kreativer Häuptling der Gruppe, hat die Platte mehr oder weniger im Alleingang zuhause im Schlafzimmer eingespielt. Hören tut man das allerdings nicht: Bereits der Opener “In The Morning Sun We Stand“ erzeugt mit spärlicher Instrumentalisierung einen bestechend vollen und komplexen Klangkosmos. Elfenchöre, Glockenspiel und akzentuierte Akustikharmonien treffen auf eine zerbrechlich-fragile Stimme, bei der man sich nie ganz sicher ist, ob sie einem Mann oder einer Frau entstammt. “Our Falling Snow“ erinnert an einen psychedelischen Gospel: Rätselhafte Verse, die manchmal ganz nah und vertraut, dann wieder fern und fremdartig klingen, verschmelzen mit verquerer Freakfolk-Gitarre, Klavier und Drumcomputer zu einem bewusstseinserweiternden Mantra.
Brachial wird es trotz aller ätherischen Ruhe in “Notes To You“: Hier singen die modifizierten Vocoder-Vocals regelrecht gegen sich selbst. Die minimalistische Herangehensweise der Sleep Party People hebt dabei jede noch so stille Note hervor, alles schwingt, schwebt und harmoniert. Was dabei entsteht, sind Melodien, die schöner gar nicht sein könnten. “The Dwarf And The Horse“ und “A Sweet Song About Love“ erinnern mit ihrem Pendelspiel zwischen manischer Melancholie und depressiver Euphorie an die Musik des Animal Collectives, mit dem die Sleep Party People nicht nur den Faible für Tierkostüme teilen. Großartig ist auch die Single “I‘m Not Human At All“: Spätestens, wenn sich der elfische Gesang von Brian Batz zur Computer-Stimme wandelt, ist der Titel zum Programm geworden und alle Pragmatik entflogen. Was am Ende bleibt, ist ein wunderbares Debütalbum mit jeder Menge Liedgut für den Soundtrack zum Traum im Traum: Es ist verschroben, mythisch, verrückt, liebevoll, warm, erhaben und rein – oder mit anderen Worten: Große Popmusik.