Vergesst den Plot! »Starlet« ist die Geschichte eines ungleichen Paars, deren große Stärke sich in zahlreichen Details und Beobachtungen wiederfindet. Vertrauen und Verlust liegen hier Seite an Seite.
Die junge Pornodarstellerin Jane kauft auf einem Flohmarkt eine Thermoskanne, in der sie später einen Haufen Geld entdeckt. Da die Rückgabe nicht auf Anhieb klappt, versucht Jane ihr schlechtes Gewissen durch Gefälligkeiten für die Pensionistin Melissa zu beruhigen. »Starlet« ist keineswegs die erste Geschichte eines ungleichen Paars, das über Umwege zueinander findet und aus deren Gegensätzlichkeiten sich Freundschaft entwickelt. Obgleich das Setting »Pornostar trifft Rentnerin« ordentlich Zündstoff bereithält, liegt die Stärke des Films nicht im Konflikt seiner Charaktere. »Starlet« verbindet die Welt zweier Fremder sachte und unaufgeregt. Alles hier ist Alltag und so übt Regisseur Sean Baker angenehmerweise keine Kritik an den Lebensumständen seiner Charaktere. Formal lebt der Film von zarten Pastelltönen und einer gewissen Unbeschwertheit. Selbst wenn der Vorwurf der Blauäugigkeit hier immer auch mitschwingt, »Starlet« ist zu gerissen, um dafür angreifbar zu sein. So vergisst man schnell den zweckmäßigen Plot, der das Alibi für die starken Alltagsbeobachtungen und das Milieuverständnis von Sean Baker liefert.