Die Klaxons sind mit ihrem ersehnten zweiten Album zurück und posieren im disharmonischen Chaos. Ein nicht ganz neuer Ansatz, der mehr überfordert als überzeugt.
Im Video zu ihrer neuen Single „Echoes“ stehen die Klaxons also allen Ernstes in einer staubigen Wüste, hämmern leidenschaftlich auf abgegriffene Instrumente ein, bevor man diese in Flammen aufgehen sieht, und tanzen ausgelassen im Sonnenuntergang. Von dem Collagen-Outfit und dem außerirdisch wirkenden Licht (im Kontrast zum beige-weißen Wüstensand) ganz zu schweigen. Sieht ganz nach postmoderner Science-Fiction aus und macht angesichts der Vorgeschichte der Band als Nu Rave-Aushängeschild vor allem auch Sinn, wenn man sich anhört, aus welchen Genre-Kisten sich die übrigen neun Songs ihres neuen Albums „Surfing The Void“ bedienen, um diese Vergangenheit zu verdrängen. Eine dröhnende Mischung aus Post-Punk, psychedelischem Noise, Prog-Rock und Synthpop servieren uns die aufgeregten Londoner auf ihrem lang erwarteten zweiten Album.
Opus Nummer Zwei, so liest man häufig, entscheide darüber, ob sich eine Band über Anfängerglück und Hit-Laubfeuer hinaus bewähren kann. Um so delikater also, dass vor geraumer Zeit Gerüchte behaupteten, die Plattenfirma Polydor hätte den Klaxons, die für ihr Debüt 2007 mit dem Mercury Prize ausgezeichnet wurden, ihren neuen Albumentwurf wieder zurückgeschmissen und die Band hätte sich einen neuen Produzenten suchen müssen. Alles Unfug, wird in Interviews bereits klargestellt – man habe anfangs nur experimentelles EP-Material fabriziert, ein anderer Produzent sei wegen neuartigem Sound nötig gewesen. Weg also vom Winning Team Klaxons plus James Ford (Simian Mobile Disco) hin zum US-Produzenten Ross Robinson. Der ist für seine Arbeit mit Korn oder Slipknot bekannt, hat aber etwa auch „Relationship Of Command“ (2000) von At The Drive-In und „… Burn, Piano Island, Burn“ (2002) von The Blood Brothers produziert. An beide Werke kann man sich – heruntergebrochen auf ein eingängigeres Pop-Format – beim Hören von „Surfing The Void“ auch durchaus erinnert fühlen. Etwa bei den heulenden Gitarren und wuchtigen Drum-Eskapaden des Songs „The Same Space“ oder beim disharmonischen Noise-Aufschrei des Titeltracks. Für die Klaxons, denen seit jeher das Etikett Nu-Rave anhaftete, hört sich all das plötzlich schön experimentell und interessant an. Ein hymnisches Rauschen, zwischen tosendem Lärm und energetischer Empathie, regiert diese Fahrt durch das abwegige Klaxons-Universum. Doch nicht jede Ecke ihres geradlinigen Chaos klingt so erfrischend wie „Valley Of The Calm Trees“ oder „Future Memories“. Über weite Strecken überreizen ihre abflachenden Genre-Ausbrüche vielmehr, als dass sie ansatzweise mit psychedelischer Kongenialität überzeugen könnten. Bis zum Finale muss man sich dann mit viel Schall und Rauch auseinandersetzen. Oder auch nicht.