Um das ehemalige A Tribe Called Quest-Mastermind Q-Tip war es lange ruhig gewesen. Sein neues Album bietet mit organischem Jazz-Rap und reflektierter Attitüde erneut einen Gegenentwurf zum stereotypen Plastik-Rap.
Q-Tip gehört zu jener Riege von Musikern, für die findige Musikjournalisten die Etikette Conscious Rap erfunden haben. Dementsprechend oft werden auch untereinander verhaberte Interpreten wie Common, Mos Def, Talib Kweli, The Roots oder Erykah Badu in einem Atemzug mit dem Rapper und Produzenten aus Queens genannt. Was sie alle von den rappenden Cash Cows der Plattenlabels wie 50 Cent unterscheidet, sind eine gewisse Reflektiertheit und sozialkritische, politische Texte. „Conscious“ eben. Der Sound klingt organischer, greift oft auf Samples alter Jazz- und Funk-Platten zurück.
Genau in diese Kerbe schlägt auch „The Renaissance“. In der gleichen guten alten Jazz-Rap-Manier, die Q-Tip mit den legendären A Tribe Called Quest nachhaltig prägte, kreiert er Stücke, die funky und im besten Sinne anachronistisch klingen. Assoziationen zu Miles Davis und James Brown drängen sich genauso auf wie nostalgische Erinnerungen an HipHop-Legenden wie De La Soul oder Gang Starr. Damit findet der New Yorker mit der markant-nasalen Stimme zurück zu seinen Wurzeln. Sein erstes Solo-Album „Amplified“ hatte weniger Jazz-Flavour, war poppiger und etwas kommerzieller orientiert. Das veranschaulichen auch die Videos zu den Singles der Platte – Q-Tip am Steuer eines dicken SUV’s bei „Let’s Ride“, Q-Tip mit leicht bekleideten Mädchen tanzend bei „Breathe And Stop“. Der introvertierte Grübler kokettierte mit gängigen HipHop-Klischees, ohne allerdings eine gewisse Distanziertheit aufzugeben. Sein zweites Album „Kamaal The Abstract“ wurde nach Zerwürfnissen mit seiner Plattenfirma nie veröffentlicht.
Auf Album Nummer drei finden sich wieder funkig geslappte Basslines, Jazzgitarren und Klavier-Akkorde – also Samples, die nach echten Instrumenten klingen statt nach Mac und Synthies. Eines ist „The Renaissance“ – stimmiger hätte man das Album nicht betiteln können – definitiv nicht: progressiv. Eher schon eine Rückbesinnung, eine Absage an den Zeitgeist und an Trends, die einander in enormer Geschwindigkeit ablösen. Damit gelingt es Q-Tip etwas aufzuzeigen, wovon reaktionäre Politiker nur träumen können: Auch Wertkonservativismus und Ewiggestrigkeit können manchmal erfrischend sein.