Folk, Flamenco, Fado: Sieben Trauerballaden mit Hang zum iberischen Meeresrauschen.
Matt Elliott ist ein Getriebener. Zumindest wirkt es so, wenn man einen Blick auf den Backkatalog des Engländers wirft. Nahezu ununterbrochen scheint der wortkarge Musiker aus Bristol Alben zu veröffentlichen – seien es instrumentale Electronica/Dubstep-Soundscapes unter dem Band-Pseudonym Third Eye Foundation oder sphärisch-dunkle Folk-Musik unter selbstbetitelten Namen. “The Broken Man“ gehört letztgenannter Kategorie an und besteht aus sieben Songs, die allesamt irgendwo zwischen britischer Singer-/ Songwriter-Puristik, portugiesischem Fado und spanischen Flamenco-Anleihen zu schweben scheinen.
Es ist Matt Elliott‘s bisher durchdachtestes, atmosphärischstes Werk. Die Magie des Liedgutes liegt in seiner stoischen Ruhe. Es sind keine leichten Stücke. Das Album präsentiert sich dunkel und rätselhaft, die Gitarrensaiten werden ganz sanft gezupft, Elliott‘s Grabesstimme singt dazu mysteriös genuschelte, manchmal kaum verständliche Verse. Die Songs scheinen sich in ihren Grundelementen alle zu ähneln, werden dabei aber nie repetetiv. In den besten Momenten erinnern die Tracks an die künstlerischen Dramaturgien eines Nick Drake, Leonard Cohen oder Townes van Zandt. Große Vorbilder – für eine große Platte. “The pictures turn the judgement every time when I turn“, heißt es im Opener „Oh, How We Fell“. Eine Kirchenglocke ertönt. Dunkelheit ist überall, doch je öfter man die Songs hört, desto mehr Licht offenbaren sie.
Die Licht-/ Dunkel-Dynamik ist eines der treibenden Elemente der Platte – mit Liebe zum Detail verwandelt Elliott Songs wie “Dust, Flesh and Bones“ oder “The Pain That‘s Yet To Come“ in Hymnen der Transformation. Simple Akkordfolgen werden übereinandergelegt, bis ein Hall-Effekt entsteht, und Elliott mit einer Band aus Klonen zu spielen scheint. Was “The Broken Man“ außerdem so besonders macht, ist dessen Hang zum expressiven Multikulturalismus. Neben angewandtem Wissen über die Leichtigkeit und Schwere der Folk-Musik offenbart Elliott hier seine Liebe zur südwesteuropäischen Musik, im Speziellen portugiesische und spanische Folklore. Was Anfangs etwas befremdlich wirkt, wird spätestens in “How To Kill A Rose“ zum unverwechselbaren Trademark dieses Songzyklus. “The Broken Man“ ist ein Album, das es trotz seiner allumfassenden Melancholie schafft, eine Art Sehnsucht im Hörer zu wecken: Nach Schönheit, Tiefe, iberischem Meeresrauschen. Gebrochen sind wir noch lange nicht.