The Devil, You + Me

he Notwist
The Devil, You + Me
(City Slang / Universal)

Verbaute Sechziger
6 Jahre nach „Neon Golden“ der unbarmherzige nächste Trumpf. The Notwist haben zwar auf sich warten lassen, aber aus einem hörbar guten Grund. Was nicht mehr hätte reifer werden können, blüht wieder in allen Variationen.

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Wer hat nicht zumindest einmal mit dieser Gruppe geliebäugelt? Oder besser, wer hat nicht zumindest einmal mit jemandem geliebäugelt, während irgendwo ein Song der Band lief? The Notwist aus dem bayerischen Weilheim expandieren und explodieren mit ihrem Sound nunmehr seit über zwei Jahrzehnten. In dieser Zeitspanne wurden Veränderungen durchlebt, die untypisch als auch logisch und nachvollziehbar sind. Von Punk zu Indie-Pop, von Ambient und Jazz zu Elektro und wieder zurück zu harten Gitarren. Eine Palette, die sich eigentlich sehen und hören lassen kann. Doch eines, muss man sagen, sind The Notwist trotz allen Verwandlungen immer geblieben: unabhängig und unverbraucht. Schließlich sind nicht nur ihre Ideale oder Hits dafür verantwortlich, dass sie wohl die einzige deutsche Indie-Pop-Band ihrer Generation sind, die tatsächlich weltbekannt wurden. Es gelang ihr schon immer, an einem Gesamtbild zu schleifen – auf der Bühne wie auf CD – damit der Nachwelt das Notwist-Gefühl weiterwirkt und lang genug spürbar bleibt. „The Devil, You + Me“, benannt nach dem gleichnamigen Stück, ist zwar nicht zwingende Fortsetzung des vor sechs Jahren erschienenen Albums „Neon Golden“ (mit dem damals ein Meilenstein für Indie-Pop, Ambient und Elektro gesetzt worden war) aber doch eine eindeutige Weiterführung einer uns bereits dargelegten Welt.

Die Platte wirkt ein wenig dunkler und komplexer als die Vorgänger und lässt auf einen Plan schließen, der erfolgreich durchgedrückt wurde. Laut Martin Gretschmann, der für die Elektronik in der Band verantwortlich ist, stand zu Beginn der Aufnahmen vor zwei Jahren nur eines fest: /Psychedelisch/ sollte die neue Platte werden. Die logische Beschäftigung der Band mit der Musik der Sechziger ist heute hörbar – und gut verpackt. Doch nicht nur der Notwist-Sound wurde in den letzten sechs Jahren ein wenig gemorpht, die gesamte Herangehensweise war eine Andere. So wurden die Musiker diesmal nicht im Aufnahmeraum isoliert, sondern funktionierten einen Proberaum zum Studio um, damit jeder sofort erfassen konnte, was beim Songwriting passiert. Das erklärt auch die breite Instrumentalisierung.

„The Devil, You + Me“ ist abermals ein Indiz für eine traurige Welt, die allerdings positiv hingenommen werden soll. Ein komplettes, schönes, irdisches und außerirdisches Stück Musik aus dem Herzen Bayerns. Für die nächsten 6 Jahre wäre somit getankt.

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