Lass den Hippie raus: Die leise musizierenden Countryköpfe aus SanFran tun, was sie am besten können. Nostalgisch zurückgelehnter Americana-Folk zum Plätschern.
Auf ihrem mittlerweile fünften Studioalbum besingen die Countryköpfe von Vetiver den Wendekreis der Sehnsucht: Verlorene Unschuld, zerbrochene Liebe, Vergessen und Orientierungslosigkeit, luzide Kindheitsträume und sprachloser Erwachsenenalltag sind die lyrischen Themen der Platte. Gespielt wird erneut jener betörend träge Americana Freak-Folk, den die Jungs aus San Francisco schon in den Vorgängeralben “Tight Knight“ und “Thing Of The Past“ zu perfektionieren gelernt haben. Klingt nach wenig Neuem im Westen – und ist auch so.
Nichtsdestotrotz vermag “The Errant Charm“ zu gefallen. Wer einen Faible für ökologisch recycelte Hippie-Musik hat, wird das Album von Anfang bis Ende lieben. Es gibt kein wirklich schwaches Liedgut auf “The Errant Charm“. Songs wie “It‘s Beyond Me“, “Right Away“, “Fog Emotion“ oder “Faint Praise“ schaffen es sogar zuweilen, die scharfe Kurve zwischen Nostalgie und Repitition mit einem Anflug von Eigenidentität zu kratzen. Meist bleibt es aber beim puristisch gediegen Referenzen-Einerlei: “You and I suffered the way that young lovers do.“, singt Frontmann Andy Cabic im Track “Worse For Wear“ und zitiert dabei sicher nicht ganz unbewusst den großen Folkrock-Poeten Van Morrison.
Der Leidensweg der Liebenden ist groß, und groß sind auch die Gefühle, die es zu transportieren gilt. Die Dramaturgie der zehn Songs des Albums ist dabei sehr fließend aufeinander abgestimmt, so das die miteinander verbrachte Zeit überraschend schnell vergeht. “The Errant Charm“ beginnt und endet in relativ einfach gestricktem Wohlgefallen. Das Album wandert auf Sohlen, die nie den Boden zu berühren scheinen, und vermittelt dabei ein Gefühl von zurückgelehnter, verwobener Leichtigkeit. Die Kunst der leisen Töne beherrschen Vetiver inzwischen allerdings so gut, das man ob all der Sanftheit aufpassen muss, die Platte nicht als Weichspüler-Ersatz in die Waschmaschine zu geben.