Leicht verdaulicher Indie-Songwriter-Pop mit hübschem Gesicht: Anbiedernd, radiotauglich und manchmal hitverdächtig.
Marcellus Hall trägt schwelgerische Popmusik im Herzen. Der fesche Songwriter aus New York versuchte bereits in den 90ern als Frontmann der Bands Railroad Jerk und White Hassle mit seinen Liedern die Welt zu umarmen – der erhoffte Erfolg blieb dabei allerdings aus. Hall zog sich fortan aus dem Popbusiness zurück und ging einem Brotjob als Illustrator und Sketch-Künstler für Zeitschriften nach. Irgendwann schien es ihn jedoch wieder zu jucken: Mit “The First Line“ erscheint nun nach fast zwei Dekaden des Schweigens ein neuer musikalischer Output des potentiell Indie-Posterboy tauglichen Zeichners.
Das Album eröffnet unverhofft vielversprechend: “A magazine would ask me what the songs are about / I‘d say it‘s a mystery, the songs just come out“ singt Hall im Titeltrack “The First Line“. Das Lied ist große, emphatische Popmusik mit ironischem Augenzwinkern – so schön, dass man es Leuten, die ihren Liebsten noch Mixtapes anfertigen, als Beginn für die diesjährige Sommerkassette empfehlen möchte. Leider baut das Album danach exponentiell ab: Die folgenden zwölf Tracks überbieten sich schier gegenseitig in Sachen Beiläufigkeit. Es ist die Art unaufgeregte, mitunter gar etwas anbiedernde Alternative-Mucke, wie man sie aus der musikalischen Untermalung amerikanischer Teenie-Serien kennt: MTV- und Radiotauglich, leicht verdaulich und mit einem hübschen Gesicht garniert. Wenn das Konzept bei der breiten Masse ankommt, sieht man Marcellus Hall möglicherweise bald als Gastsänger in OC-California performen.