Mute hat die ersten vier Alben der bösen Keime als aufwändig gestaltete Luxuseditionen neu aufgelegt. So erfährt auch das jüngere Publikum, dass die Raserei, der Nick Cave auf seinen letzten beiden Alben (einmal als Grinderman und einmal mit seiner Stammband) anheim gefallen ist, kein neuer Wesenszug des Mannes ist, der als "düsterer Pop-Barde" zu größerer Bekanntheit gelangte.
Die Geschichte der Bad Seeds beginnt 1984 mit dem Umzug Nick Caves von Australien nach Europa und dem Ende seiner Band The Birthday Party. Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten ist maßgeblich für die Weiterentwicklung des punkigen Blues-Sounds der Vorgängerband in Richtung Sperrigkeit verantwortlich. Die ersten beiden Alben "From Her To Eternity" und "The Firstborn Is Dead" zeigen bereits alle Elemente des Cave’schen Universums: Eine archaisch-religiöse Bildsprache im Geiste des amerikanischen Südens und europäisch gedeuteter Trümmerblues. All das war damals unterstützt durch Zufuhr verbotener Substanzen in rauen Mengen. Das Nachfolge-Album "Kicking Against The Pricks" enthält ausschließlich Coverversionen. Damit legte Cave einerseits offen, wer seine Vorbilder waren und begründete andererseits seinen Ruf als Crooner und Balladenkönig. Die Interpretationen der Songs von John Lee Hooker, Johnny Cash, Roy Orbison oder Velvet Underground gehören mit Sicherheit zu den interessantesten und eigenständigsten Covers der jüngeren Musikgeschichte. Die Doppel-EP "Your Funeral…My Trial" knüpft wieder bei den ersten beiden Alben an und ist vor allem durch den Auftritt der Bad Seeds in Wim Wenders Film "Himmel über Berlin" bekannt geworden. Die vier Platten sind mittlerweile über 20 Jahre alt. Interessanterweise klingen sie heute zeitloser als damals.