Rapper Macklemore und sein Produzent Ryan Lewis bringen hymnischen Conscious Rap mithilfe von smartem Indie-Pop auf den Punkt. Achtsam pflegt "The Heist" unsere Bildungsbürgerseelen.
Macklemore ist ein schillernder Prediger, dem man nicht böse sein will. Er stellt die Widersprüche seines Glamours und seine Schwächen zur Diskussion und solidarisiert sich so mit dir. Der knapp 30-jährige Rapper aus Seattle reimt direkt von der Seele – weitestgehend kitschfrei. Zweifelsohne liegt das an seinem großen Talent als selbstkritischer Dramatiker. Sein David-Bowie-meets-Kanye-Shit muss dabei hymnisch, dramatisch und manchmal sehr witzig, aber niemals zu plump sein. Anders funktioniert die Mission von ihm und Produzent Ryan Lewis nicht. Lewis packt den freundlichen Rapper wahlweise auf zeitgerechte Synthie-Beats, ausgereifte Piano-Balladen, Indie-Electro oder sogar R’n‘B-Variationen im Stil von The XX oder The Weeknd. "Neon Cathedral" klingt etwa so, Macklemore reflektiert darauf – gemeinsam mit Soul-Stimme Allen Stone – seinen Glauben. Bei der Ode an Cadillacs ("White Walls") unterstützt ihn Schoolboy Q, einen Track weiter dann der vielversprechende Ab-Soul. Doch Macklemore erdet sich in diesem Umfeld nicht bloß im zeitgenössischen Rap. Er greift klassische Genre-Stoffe auf, um sie in differenzierte Predigten zu verwickeln. In "Wings" nutzt er Kindheitserinnerungen und einen Kinderchor, um an Sneakers Konsumkritik zu üben. Bei "Make Money" diskutiert er die Zwänge des Kapitalismus. "Thrift Shop" ist ein Lobgesang auf nachhaltigen Second-Hand-Swag. Während seine Reime es mit der obersten Rap-Liga aufnehmen können, erinnert sein Modebewusstsein an einschlägige Fashionblogs. Die Rolle der predigenden Pop-Diva ist ungewöhnlich für US-amerikanischen HipHop, auch für sogenannten Hipster-Rap. Das geht weit über die Exzentrik eines Kanye West hinaus. Macklemore weiß und thematisiert das. Er hadert damit, wenn er Black Music für sich beansprucht, um Außenseiter zu repräsentieren ("A Wake"): "White privilege, white guilt, at the same damn time". Den politischen Höhepunkt bildet dann "Same Love", eine intelligente Ballade für gleichgeschlechtliche Liebe. Er nimmt sein HipHop-Gewissen beim Wort. Der Leitspruch "One Love" gilt für alle Liebenden.
Der abwechslungsreiche und dennoch sehr leichte Indie-Pop auf "The Heist" ist ideal, um seine frohen Botschaften zu verkünden. So macht der Conscious Rap von Macklemore zwar große Gesten, die sind aber durchwegs eingängig, originell und clever – und zu Recht schwer angesagt.