Tor

Goubrans Erzählung lässt sich Zeit und hebt präzise ausformuliert die Kindheitswelt des Protagonisten aus der Versenkung.

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Ein einsames Kind, dessen Welt irgendwie aus den Fugen geraten und dem die Mitwelt abhanden gekommen ist. An Spielkameraden und Autoritätsfiguren mangelt es ihm, also beobachtet der Bub die umliegenden Häuser, stiehlt Blumen aus Nachbarins Garten und vertreibt sich sonst wie die Zeit. Ein sprachloses Leben, das Kind wird nicht gescholten, es wird nicht gelobt, es wird nicht angeredet. Gerade als man sich darüber zu wundern beginnt, liefert der Autor den Grund nach: die kleine Schwester ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, möglicherweise trägt der Junge durch seine Achtlosigkeit schwer an seiner Teilschuld. Bis zu diesem Punkt besticht der Text durch Können und Erzählfreude. Der Ausweg aus der vernachlässigten Kindheit kommt in Form eines gewissen runden Leders daher, vielleicht weil letztes Jahr EM und Fußball in aller Munde war? Auf die Schilderung des Ballspiels wird aber, so scheint’s, nur die Hälfte der Sorgfalt verwendet, die den Text davor ausgezeichnet hat.

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