Dissonanz und Auflösung, Kettensägen und Vogelgezwitscher: Organisch-symphonischer Post-Rock mit Hang zur paranoiden Klaustrophobie.
Das texanische Postrock-Quartett This Will Destroy You stapelt mit seinem zweiten Album “Tunnel Blanket“ erneut pechschwarze Gitarrenwände ins Wohnzimmer. Die acht Stücke des Albums klingen sehr organisch, was heißen soll: sie fließen ineinander über, ohne das man irgendeine Art von Songstruktur in ihnen ausmachen könnte. Die Platte erzeugt eine klaustrophobische Stimmung: Es hört sich an, als ob die Wände stets ein Stück näher an einen heranrücken würden. Im Opener “Little Smoke“ narkotisieren noch Ambient-Collagen die Nervenbahnen, doch dann geht die Reise los, und ehe man sich versieht, wandelt sich die symphonische Kathedrale in einen Tempel dunkler Dissonanz. “Class Realms“ geht etwas methodischer vor: Bläser-Arrangements und Tempi-Wechsel machen den Track zum imaginary soundtrack für verlorene Seelen.
Hat man die Geisterbahnfahrt passiert, folgt mit “Communal Blood“ der Höhepunkt des Albums: Ein majestätischer Gipfel wird erklommen, Lichter erscheinen im Dunkeln. “Killed The Lord, Left For The New World“ ist ein aus den Fugen geratener Traum: Eine Ambient-Collage, die sich im Laufe der Zeit selbst zu zersetzen scheint, oder aber die Zeit um sie herum zersetzt. Fast glaubt man, die Phantasmagorie würde in einem empathischen Traum enden, doch spätestens mit “Black Dunes“ geht es unweigerlich ins Dunkle zurück. Es ist eine Reise ohne Wiederkehr, in der es keine Heilsversprechen mehr gibt, sondern nur das große, schwarze Nichts. Als Work Of Art ist “Tunnel Blanket“ in dieser Hinsicht außerordentlich gut gelungen. Als Album, dessen Intention es ist, als Musik rezipiert zu werden, scheitert es jedoch an seiner brachialen Dekonstruktivität.
Es ist ein radikales Album, Musik für den Selbstmord-Trip, die dem Hörer keine halben Sachen zugesteht. Wenn man sich auf “Tunnel Blanket“ einlässt, muss man es vom Anfang bis zum Ende hören und die Dissonanz lieben lernen, oder es ganz sein lassen. Diese Radikalität ist es auch, die This Will Destroy You von Post-Rock Bands wie Explosions In The Sky oder Mogwai deutlich abgrenzt. Während letztere bemüht sind, ihre brachialen Klangexplorationen in symphonische Strukturen zu überführen, also über den Lärm den Weg zum Wohlklang suchen, gehen This Will Destroy You genau den entgegengesetzten Weg. Die Schönheit erhebt sich immer wieder, doch sie wird seziert, auseinandergenommen und letztlich als formlose Hülle in die Leere überführt.