Twin Infinitives (1990)

Rock’n’Roll-Splitterpärchen
Domino bringt die ersten vier Alben von Royal Trux wieder heraus und erinnert daran, dass es schon früher Musikerpärchen gab, die mit scharfer Munition auf den Rock’n’Roll geschossen haben. Und dass konsequente Demontage des Songformats nicht von den Legenden im Zentrum des Zirkus, sondern von Splittergruppen erledigt wird.

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The White Stripes und The Kills spielen die Karte der Rock’n’Roll-Pärchen seit einigen Jahren recht geschickt aus. Die Idee hinter ihrer Inszenierung ist nicht die des sich anschmachtenden Liebespaares, sondern die von Bonnie and Clyde. Also Rücken an Rücken, die Instrumente als Waffen eingesetzt. Jennifer Herema und Neil Hagerty waren als Royal Trux ab Ende der 80er Jahre Vorbilder für diese Haltung. Hagerty begann als Gitarrist bei Pussy Galore, deren Mitglieder für einen lärmigen Garagensound standen, den sie in späteren Bands wie Jon Spencer Blues Explosion oder Boss Hog etwas gezähmt und damit zu größerer Breitwirksamkeit verholfen haben. Royal Trux waren eine Zeit lang als Splittergruppe am Rande dieser Szene unterwegs und haben der Nachwelt ein sperriges Werk hinterlassen. Domino bringt nun die ersten vier Alben neu auf den Markt.

Die ersten beiden sind ziemlich unverdauliche Kost. Vor allem »Twin Infinitives« mit seinen elendslangen Tracks und den zerdehnten Höllensounds ist der exzessive Drogenkonsum der beiden deutlich anzuhören. Eine Lo-Fi-Kakophonie gebastelt am 8-Spur-Bandgerät, katzenartiges Geschrei, Chaos und Verderben treffen auf eine Experimentierfreude, die manche mit The Can zu Zeiten von »Tago Mago« vergleichen. Release Nummer 3 und 4 wenden sich wieder stärker dem Song zu. Dem Drogeneinfluss weitestgehend entzogen, war das Pärchen zu der Zeit auch in der Lage, mit anderen Musikern zu arbeiten. Der Output von Royal Trux zwischen 1988 und 1993 sollte vor allem jene interessieren, die die Spuren von Blues und Rock’n’Roll durch diverse Sub-Genres nachverfolgen wollen. Noise-Dekonstruktion, oder wie Hagerty selbst sagte, die Umsetzung von Ornette Colemans Konzept der Harmolodie im Rock-Umfeld ist da nicht die uninteressanteste Spielart. Damit wird das Splitterpärchen für ein paar Beiträge mehr in Erinnerung bleiben als nur für »Accelerator« aus dem Jahr 1998.

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