Ufo

Von den Feuilletons wurden sie verhätschelt, für den Boulevard waren sie der neue heiße Scheiß. „Ufo“, das zweite Album der angry young men, rechnet mit dem Hype und dem Medienwahnsinn um 1000 Robota ab. Mit viel Wut und Krawall.

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Blinker rein, und abbiegen. Bloß weg, weg weg. Runter von der Überholspur, Weg vom dröhnenden, schnellen, schrillen Leben. 1000 Robota sind abgetaucht. Raus aus London, weg vom /NME/-Hype um die 17-jährigen Indie-Rocker aus Hamburg, dem Next-Big-Thing-Image, dem ganzen Wahnsinn. Und rein ins Studio. Zweites Album, neues Label, neues Leben? „Ufo“ rechnet zunächst einmal mit der Vergangenheit ab: „Eins ist für euch klar, dein eigener Traum wird niemals wahr“, heißt es da im Opener „Du gewinnst“. Klar ist auch: Wen das britische Revolverblatt /Sun/ jubelnd als „Gang-of-Four im Panzer“ bezeichnet, der hat einiges aufzuarbeiten. Und muss mit dem Hype abrechnen. Die Sache mit dem brennenden Hamburg etwa. Die Hitsingle „Hamburg brennt“ vom 1000-Robota-Erstling „Du Nicht Er Nicht Sie Nicht“ hat ordentlich Wellen geschlagen. Eine neue Jugendbewegung? Eine neue Hamburger Schule? Die nächsten Tocotronic? Die Band stürzte sich mit Begeisterung ins Brodeln.

Zwei Jahre später stellt Sänger Anton Spielmann in „Glück“ klar: „Ihr seid keine Jugend und kein Phänomen / Hamburg brennt, jaja, blabla / Ihr wollt es gar nicht / Ihr wollt nur euch und euer Glück“. Wehmut und Melancholie spielen für 1000 Robota dabei aber keine Rolle. Ihre Anklagen, Abneigungen und Ansichten erheben die drei Hamburger weiter mit der derselben Dringlichkeit und Vehemenz wie auf ihrem Debütalbum. Es fetzt, es wütet, es kracht an allen Ecken und Enden. Musikalisch wie inhaltlich haben die jungen Hamburger nichts an ihrer Punkrock-Energie eingebüßt. Jonas Hinnerkort, Sebastian Muxfeldt und Anton Spielmann sind die modernen /angry young men/. Grantigkeit, Unzufriedenheit und Wut durchziehen ihre Musik. Emotionen, aus denen auch Bands wie Ja, Panik oder Bilderbuch energiegeladene Songs basteln. Aber auch Emotionen, die man so manchem lethargischen, politik-verdrossenem Jugendlichen nur wünschen möchte.

„Ufo“ setzt den Hau-Drauf-Garagen-Rock von 1000 Robota konsequent fort. Der Medienhype und die Lobhudelei der Feuilletons haben die Jungs nicht nur bekannter, sondern auch wütender gemacht. Journalisten sind „Arschlöcher“ und Sänger Anton hasst „Artikel über Musiker in Magazinen“. Erst gegen Ende der Platte kommen die drei ein bisschen zur Ruhe. Es bleibt zu hoffen, dass ihnen Wut, Grantigkeit und jugendlicher Wahnsinn nicht verloren gehen. Bitte nicht erwachsen werden!

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