Chelsea Wolfe macht den Soundtrack für die herbstliche Waldhütte – auf hexenhafte Art kreiert sie einfache, akustische Song-Skelette.
Mit „Flatlands“ beginnt das Akustik-Album. Chelsea Wolfes Stimme klingt hier wie die einer matriarchalischen Geister-Beschwörerin. In diesem ersten Song gibt sie das Motto für das gesamte Album vor: „I Want Simplicity“. Sie wird auf diesem reduzierten Album von einer Viola und einer Violine unterstützt, auf einigen Songs auch von Klavier und analogen Synthesizern, Bass und einer zweiten Gitarre, das war es auch schon. Die Pathos-Polizei wird hellhörig, vereint Chelsea Wolfe doch Leid und Elfenhaftes in ihrer Stimme, z.B. beim dritten Song „Spinning Centers“ mit Pizzicato-Unterstützung der Streicher. Aber keine Sorge, sie dosiert es, es ist ein gedrosseltes Pathos: ihre Stimme wird durch den Sequenzer geschickt, ein mehrstimmiger, ätherischer Gesang entsteht, wie einst bei den Cocteau Twins.
Chelsea Wolfe ist einerseits zeitgenössischer Folk – ja genau, das Bild von der Frau mit der Gitarre –, andererseits eine Art Soap & Skin für Erwachsene – sieht man sich Promo-Fotos an und ihre Affinität zur dunkleren Seite der Mode-Macht und nimmt noch ihre an Siouxie Siouxs erinnernde Stimme dazu. Sensibel ist die Dame auch in ihren Lyrics, in „Boyfriend“ gibt sie ihrem Freund den Ratschlag: „Be careful, if you can“ und lässt eine Kubrick-Shining-Stimmung (analoge Synths à la Wendy Carlos) entstehen, mit einem kleinen Unterschied: hier sind wir nicht in einem Hotel irgendwo in den Bergen von Colorado, sondern in einer kleinen Hütte mitten in grauschwarzen Wäldern.
Die neun Songs auf „Unknown Rooms“ hört man sich passenderweise am besten in seinen eigenen vier Wänden an, beobachtet dabei eine Spinne, eine Schreibmaschine und trinkt Rotwein.