Upside Down

Die Remixes auf „Upside Down“ schaffen es, den Jazzanova-Stücken neuen Drive zu geben, ohne die grundlegende Lockerheit zu verlieren.

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Jazzanova waren immer extrem gut darin, weitgehend ur-amerikanische Musikstile wie Jazz, Soul oder Funk in ihre gefälligen Popvarianten zu überführen. Die klugen Broken Beats-Platten der Berliner waren stets ein guter Weg, um breit gefächerten Musikgeschmack vorzutäuschen, ohne sich die sperrigen Originale antun zu müssen. Was hier wie affektierte Kritik klingt, ist in Wahrheit ein Kompliment und beschreibt natürlich das Grundprinzip von Pop.

Mit „Upside Down“ erscheint jetzt eine Platte mit Remixes von Stücken, die seit 2000 erschienen sind. Vertreten sind darauf viele internationale Acts, mit denen Jazzanova über die Jahre auf ihren Reisen in Kontakt gekommen sind. Vom Berliner Henrik Schwarz über die Briten Mr. Scruff und Atjazz bis zu den Soldiers of House aus Südafrika. Und auch die Jazzanova-Mitglieder Alex Barck und Stefan Ulrich selbst steuern jeweils einen Remix zu bei. Die Streicher und vor allem die eher entspannten Stücke der letzten Platte „Of All Things“ eignen sich naturgemäß am ehesten für Housetracks, die auch auf der Platte am meisten zu überzeugen wissen. Aber die popkulturell gefälligen Originaltracks lassen sich auch in andere Formen pressen.

Das sieht man gut an „I can see“ mit dem Jamiroquai’schen Stimme Ben Westbeechs, das gleich zweimal auf „Upside Down“ vertreten ist. Im Original ein swingendes Northern Soul-Stück, wird es bei Ye:Soldier durch das Streichen einiger Instrumente auf eine starke Jazz-Nummer reduziert. Die Midnight Maurauders hingegen krempeln das Stück völlig um servieren ein fast zehnminütiges housiges Dancestück, dessen Streichern angenehmes 70s-Feeling verbreiten. Mr. Scruffs Version von „Boom Clicky Boom Clack“ groovt locker vor sich hin, während Henrik Schwarz „Let Me Show Ya“ die Fröhlichkeit nimmt, den Song aber durch Deep House-Anleihen keineswegs schlechter macht. Weniger gelungen ist die Neubearbeitung von„Lucky Girl“, das anfangs zuviel klickert und durch die Brakes bemühter, aber nicht undedingt besser wird. Wobei der Refrain, bei dem die soulige Frauenstimme durch die reduzierte Instrumentierung schön freigestellt wird, für einiges entschädigt. Die Soldiers of House aus Pretoria machen ihrem Namen entsprechend aus „Lie“ einen grundentspannten Vorabend-Housetrack.

Insgesamt ist „Upside Down“, trotz dem einen oder anderen Ausschlag nach unten, eine gelungene Plünderung des umfangreichen Jazzanova-Fundus. Und zeigt, dass die Berliner sich auch nach 15 Jahren keine Sorgen um ihre Existenzberechtigung machen müssen.

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