Diese Platte ist wohl für viele Franzosen ein Affront. Menschen, die nicht ihre Sprache sprechen, waren ihnen ohnehin immer schon suspekt. Wenn sich dann auch noch 16 Sänger, noch dazu Deutsche und Briten, an ihrem Nationalheiligtum, dem Chanson, vergreifen, dann blutet ihnen aber so richtig das Herz. Roy Black, Connie Froboess, ja sogar Freddie Quinn […]
Diese Platte ist wohl für viele Franzosen ein Affront. Menschen, die nicht ihre Sprache sprechen, waren ihnen ohnehin immer schon suspekt. Wenn sich dann auch noch 16 Sänger, noch dazu Deutsche und Briten, an ihrem Nationalheiligtum, dem Chanson, vergreifen, dann blutet ihnen aber so richtig das Herz. Roy Black, Connie Froboess, ja sogar Freddie Quinn haben in den Wirtschaftswunderjahren der 50er- und 60er-Jahre mit ihren mitunter sehr beschränkten Französischkenntnissen Schlager in der Sprache der Liebe aufgenommen. Sehr oft, um auf dem recht großen französischen Markt Fuß zu fassen, manchmal aber auch einfach nur des Klangs der Sprache wegen.
50 Jahre danach versammelt das Hamburger Plattenlabel Bureau B die bemerkenswertesten dieser Stücke auf der Compilation „Parlez vous Pop?“. Das ist nicht nur mutig, sondern – und das ist das Erstaunliche daran – es funktioniert auch. Etwa wenn Roy Black durch eine Version von „Quand une fille“ stolpert oder Freddie Quinn den vertonten Südseetraum der Nachkriegsgeneration, das unsterbliche „Day O (The Banana Boat Song)“, anstimmt. Dazwischen: Perlen. Etwa Marianne Faithfull, Wahlpariserin und die schönste Frau der 60er, mit einem ihrer tollsten Songs, dem bezaubernden „Coquillages“. Wenn dann noch Marlene Dietrich mit „Ou vont les fleurs“, die Antikriegshymne einer ganzen Generation intoniert, darf man sich als Nichtfranzose voller Stolz und tief empfundener Hochachtung vor der Grande Nation verbeugen.